Beiträge auf: wdr3
Kirche in WDR 3 | 18.12.2025 | 07:50 Uhr
Ein Lichtblick sein
Ich wünsche Ihnen einen schönen guten Morgen! Es ist jetzt schon 21 Jahre her. Damals habe ich die große Chance genutzt, mein Praxissemester für Soziale Arbeit nicht hier in Deutschland zu absolvieren, sondern im Ausland.
Und: Es war schon immer mein Traum, einmal nach Afrika zu reisen, die Menschen und die Kultur dort kennenzulernen. Da kam es mir gerade recht: Die Salesianer Don Boscos, eine international arbeitende Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche, suchten eine weibliche Volontärin für die „Aktion Lichtblicke Ghana“. Die Aktion ist ein Projekt, das sich um Kinder und Jugendliche kümmert, die dort auf der Straße leben.
Bisher waren immer nur männliche Volontäre aus Deutschland direkt nach dem ABI da, um zu helfen. Jetzt aber gab es ganz neu das „Girlshouse“ als Unterkunft für Mädchen und zwar in Ashaiman, einem Stadtteil der großen Hafenstadt Tema in Ghana. Dementsprechend sollte eine weibliche Volontärin als Ansprechpartnerin für die Mädchen da sein. In diesem Girlshouse habe ich mitgelebt. Morgens wurde zusammen gebetet und gefrühstückt und dann ging es zum First Contact Place, der ersten Anlaufstelle für die Kinder, die auf der Straße lebten. Hier wurden sie unterrichtet und bis in den Nachmittag hinein für sie und mit ihnen Programm gestaltet. Ziel ist und war es, die Kinder auf den Besuch der öffentlichen Schulen vorzubereiten und sie zu stabilisieren für und in ihrem Leben. Es ist eben etwas anderes, in einer anderen Kultur zu leben, eine andere Sprache zu sprechen und zu erleben, dass es keinen durchorganisierten Sozialstaat gibt.
Ich habe dieses halbe Jahr geliebt mit all seinen Herausforderungen und will diesen Aufenthalt in Ghana niemals missen. Denn gerade in der Fremde lernt man viel über sich selbst, seine Herkunft und sein Leben. Bis heute bin ich stolz darauf, da gewesen zu sein, in dieses Land eintauchen zu dürfen und mit den Menschen gelebt zu haben, stolz etwas für die Kinder tun zu dürfen - im Namen der Salesianer Don Boscos.
Übrigens: heute vor 166 Jahren gründete der Priester Johannes Bosco diese Ordensgemeinschaft der Salesianer. Er gründete die Gemeinschaft in Turin. Da sah es wohl nicht viel anders aus als in Ashaiman, dem Stadtteil der Hafenstadt Tema in Ghana.
Turin war nämlich im 19. Jahrhundert von der Industrialisierung geprägt mit all den sozialen Problemen, die das mit sich brachte. Und Johannes Bosco versuchte damals eine Stütze zu sein für junge Menschen, ihnen Perspektiven zu eröffnen. Er sagte: „Kindern und Jugendlichen auf der Schattenseite des Lebens Licht zu bringen, ist unser aller Aufgabe.“ Mit dem Titel des Projektes in Ghana gesagt: „Aktion Lichtblicke“.
In ein paar Tagen feiern wir Weihnachten, das christliche Fest der „Lichtblicke“, wenn Gott in die Welt kommt, um sie heller zu machen. Vielleicht kann Gott ja auch heute noch durch das konkrete Tun von Menschen ganz nah bei denen sein, die es wirklich brauchen.
Es grüßt Sie, Uta Trosien aus Wanne-Eickel
