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Kirche in 1Live | 24.09.2025 | floatend Uhr
Gefühlsgrimassen
Letztens auf ‘ner Gartenparty: Ein kleines Mädchen guckt mich quer über den Tisch an und sagt: „Elaaaa, warum machst du das immer mit deinem Gesicht?“ Und ich so: „Ähm, was genau jetzt?“ „Na, dass sich dein Gesicht beim Reden immer so doll bewegt!“ Und dann macht sie mir vor, was sie meint, und zieht eine Grimasse nach der anderen: die Augen ganz aufgerissen oder zusammengekniffen, die Nase gekräuselt und so weiter.
Irgendwie ist mir das peinlich, in
dem Moment. Denn die anderen Erwachsenen grinsen und nicken, während die Kleine
ihr Gesicht komplett zerknautscht. Ja, genauso mache ich das wohl, wenn ich
erzähle.
Dabei bin ich jetzt in so ‘nem
Alter, da ist eigentlich das Gegenteil angesagt: Letzte Chance, um die
Zornesfalten und Krähenfüße zu verhindern – mit Hyaluronsäure, Retinol und
natürlich Botox. Mein Insta-Feed wird überschwemmt von solchen
Beauty-Behandlungen. Diese Insta-Gesichter sind babypopo-glatt, da bewegt sich
gar nix. Ich würde lügen, wenn ich mir das nicht auch manchmal wünschen würde:
Immer noch so ganz faltenfrei zu sein.
Das Mädchen will immer noch wissen, warum ich das mache mit der krassen Mimik. Ich sage also: „Ich kann meine Gefühle gar nicht gut verstecken. Und ich habe ziemlich viele davon. Und weil ich alle Gefühle so krass fühle, kommen die auch richtig doll aus mir raus. So doll, dass du es sogar bis da ganz hinten über den Tisch sehen kannst.“ Sie scheint zufrieden. Denn sie beißt ein Stück vom Grillkäse ab und sagt total souverän – und mega klug: „Ja, Gefühle rauslassen ist wichtig, sonst platzt man!“
