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Hörmal | 13.07.2025 | 07:45 Uhr
Segen ist kein Zuckerguss
Autorin: „Halts Maul, jetzt kommt der Segen!“ den Satz habe ich leider nicht im Originalton, aber man kann sich den Absender ungefähr so vorstellen: Jung, laut, schlagfertig in jeder Hinsicht – nicht nur mit Worten – und mit einem 7. Sinn fürs Übersinnliche. Den Segen will er sich nicht entgehen lassen, der da gleich in der Jugendgruppe gesprochen wird. Kirche hin oder her – Segen hat was.
Eine Erfahrung, die auch Jule Gayk kennt, vom Segensbüro in Essen
O-Ton: Wir haben das tatsächlich als Zielgruppe:
Menschen die vielleicht noch ‘ne Verbindung haben zur Kirche, vielleicht auch
ausgetreten - und die sagen: Also Kirche, da haben wir unsere Probleme mit,
aber Gottes Segen und die Begleitung wollen wir gern, das bedeutet uns was.
Autorin: Sich segnen lassen, nicht nur zu den traditionellen Festen – Hochzeit, Taufe oder Beerdigung – sondern auch in anderen Lebensphasen, dafür gibt es das evangelische Segensbüro in Essen. Seit knapp zwei Jahren ist Pfarrerin Jule Gayk mit Herzblut dabei, auch wegen ihrer eigenen Geschichte. Als junge Erwachsene hat sie ihren Bruder verloren, einige Jahre darauf ein Kind, sehr spät in der Schwangerschaft ...
O-Ton: ...und an beiden Stationen war für mich das immer total wichtig, dass da Menschen in meinem Leben waren, die trotzig an meiner Seite waren, trotzig mit mir geglaubt haben und auch mich gesegnet haben. Ich hab‘ das als große Stärkung erlebt.
Autorin: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein“, heißt es im Alten Testament (1. Mose 12, Vers 2). Abraham wird von Gott gesegnet, aber er soll ihn auch weitergeben. Und so sind Jule Gayk und das Team vom Segensbüro an vielen Orten präsent: Bei Tauffesten im Freibad oder Stadtfesten wie Essen Original. Sie entwickeln aber auch persönliche Segensrituale etwa bei Trennung, Krankheit, bei unerfülltem Kinderwunsch oder beim Umzug ins Altenheim. Viel Resonanz hatte ein Gedenkgottesdienst für Menschen, die ihr Haustier verloren haben.
O-Ton: Es war so berührend, weil quer durch alle Milieus und überhaupt Typen von Menschen war alles da: Die Frau, die um ihr Pferd getrauert hat genauso wie das Ehepaar, das um den Rottweiler getrauert hat und die Familie die das Kaninchen gerade begraben mussten.
Autorin: Jetzt wird die
Trauer beim Namen genannt, sogar Fotos der Tiere sind zu sehen.
O-Ton: Ich hab‘ so gespürt, dass das Menschen sind, die haben mit ihrer Traurigkeit um dieses „Familienmitglied“ gar keinen Raum gehabt. Und die waren dankbar, dass sie auch in so‘ner Situation sich von Gott und von der Gemeinschaft trösten lassen dürfen.
Autorin: Segen ist kein Zuckerguss und keine Zauberformel, sagt Jule Gayk, für sie ist er ein Hoffnungsanker in einer turbulenten Welt mit Höhen und Tiefen:
O-Ton: Man muss nicht irgendwas erfüllen, damit es wirkt, sondern Gottes Liebe ist da und umgibt uns, ganz egal wer das glaubt oder nicht - und wer das will, der bekommt den bei uns.
Im Internet:
Segensbüro des Evangelischen Kirchenkreises Essen: www.segen45.de
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius