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Kirche in WDR 2 | 29.07.2025 | 05:55 Uhr
Isses Sünde eine Tradwife zu sein?
Isses Sünde, eine Tradwife zu sein? Vielleicht haben sie von diesem Trend in den sozialen Netzwerken schon etwas mitbekommen. „Tradwife“ ist Englisch und steht für „traditional wife“ – eine Frau, die sich bewusst für ein klassisches Rollenmodell entscheidet. Eine Frau, die sich um Haus und Kinder kümmert, die backt, dekoriert, sich für ihren Mann hübsch macht, für Harmonie sorgt.
Was soll daran falsch sein? Hinter dem sogenannten „Tradwife“-Trend auf Social Media steht mehr als nur ein nostalgischer Blick auf die 50er Jahre. In unserem Podcast habe ich mich mit meinen Freunden Christoph und Alex darüber unterhalten und Christoph hat zurecht gesagt:
Christoph „Wir müssen hier zwei Begriffe trennen. Nämlich einmal, dass es Männer wie Frauen gibt, die die Hauptlast der Arbeit zu Hause tragen. Es sind immer noch meistens Frauen. Die Tradwife ohne Instagram oder ohne Verbreitungswege ist gar keine Tradwife, sondern eine Frau die zuhause und eine Darstellung ist, die ein politisches Statement ist, und eine politische Agenda verfolgt.“
Etliche Tradwives auf Instagram und TikTok transportieren ein Idealbild, das auf konservative Geschlechterrollen zurückgreift. Und zwar nicht, um eine Lanze für die Hausarbeit zu brechen, sondern um ein Weltbild zu verbreiten, das moderne Entwicklungen häufig ablehnt und stattdessen eine angebliche Natürlichkeit propagiert: der Mann als Ernährer, die Frau als Hüterin des Heims.
Auch das muss
nicht zwingend problematisch sein. Es darf nur nicht zu Abhängigkeiten führen,
wie mein Freund Alex bei diesem Trend befürchtet:
Alexander:
„Wenn ich das klassische Tradwifemodell aus den USA richtig verstanden habe, dann geht es da auch implizit immer um eine Abhängigkeit- um ein
Abhängigkeitsverhältnis vom Mann.“
Übrigens: In unserer Familie ist meine Frau die Ernährerin und ich führe den Haushalt und ziehe die Kinder groß. Das mache ich zugegeben aber manchmal so bescheiden, dass ich immer hoffe, das Yvonne Willicks vom Haushalts-Check nie bei mir vorbeikommt. Aber dennoch weiß ich, was es heißt, Hausarbeit zu machen – oder auf neudeutsch: Care-Arbeit.
Und ich weiß: Die Entscheidung für Haus und Familie ist nicht falsch – im Gegenteil, sie kann zutiefst erfüllend sein. Aber sie muss auf Augenhöhe stattfinden. Ohne finanzielle Sicherung, ohne eigene Rechte und ohne soziale Anerkennung wird aus Hingabe schnell Ungleichheit. Und eine Beziehung, die auf Unterordnung basiert, kann keine Liebe im christlichen Sinn sein.
In der Bibel heißt es: „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ (2. Timotheus 1,7). Für mich bedeutet das: Liebe braucht Stärke und Klarheit – nicht Idealisierung. Wenn jemand für seine Familie da sein will, ist das wunderbar. Wenn jemand lieber Karriere macht – ebenso.
Wer Care-Arbeit leistet, tut etwas Kostbares. Er oder sie sorgt, schützt, begleitet – oft im Verborgenen. Das verdient Würdigung, Sicherheit und viel Unterstützung. Denn die Entscheidung für die Familie ist keine Sünde. Aber es wäre eine Sünde, daraus ein politisches Ideal zu formen, das andere klein hält oder einschränkt.
Was meinen Sie:
Ist das Tradwife-Modell ein liebevoller Lebensstil oder ein gefährlicher
Rückschritt? Schreiben sie mir Ihre Gedanken.
Hinweis: Den Podcast „Isses Sünde“ finden Sie hier: https://bistum-osnabrueck.de/podcast-isses-suende/
Die aktuelle Folge finden Sie u.a. bei Spotify: https://open.spotify.com/episode/6Ezqp5hKFYIzFkXkVwccej
Und auch bei youtube: https://www.youtube.com/watch?v=dpzMZ0ldeBE
Kontakt: urs@dasbodenpersonal.de