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Kirche in WDR 2 | 06.09.2025 | 05:55 Uhr
Nach uns die Sintflut?
„Am 30. Mai ist der Weltuntergang“ - das war ein Kölner Karnevalshit in den 50er Jahren. Meine Eltern haben ihn gefeiert, obwohl er an die erste Flächenbombardierung der Stadt Köln im 2. Weltkrieg erinnert. Und die hat meine Mutter als Kind im Mai 1942 miterlebt.
30 Jahre später - in den 80er Jahren haben die Toten Hosen den Song gecovert und auf die atomare Verseuchung bezogen. „Am 30. Mai ist der Weltuntergang! Wir leben nicht mehr lang!“
Nun weiß niemand, in welchem Jahr das wohl sein wird. Aber die Welt ist seitdem sicher nicht besser geworden. Kriege und Umweltkatastrophen prägen unsere Zeit. In vielen Teilen der Erde brechen verheerende Feuer aus, in anderen gibt es zerstörerische Flutkatastrophen oder Hitzewellen. Manche Menschen leugnen das Problem Klimakrise. Sie sagen: Unser Juli war ja eher kühl und verregnet.
Die Wahrheit ist aber: Bereits Ende Juli hatten die Menschen alle natürlichen Ressourcen der Erde für 2025 aufgebraucht. Und: Hätten weltweit alle Menschen so gelebt wie wir in Deutschland, wäre der Tag der Erdüberlastungstag bereits drei Monate früher gewesen: Anfang Mai.
Fest steht: Klimapolitik hat gerade wenig Konjunktur. Dabei ist eine saubere Umwelt ein Menschenrecht. Das hat der Internationale Gerichtshof jüngst in seinem Klima-Gutachten betont. In Deutschland hat bereits das Bundesverfassungsgericht 2021 entschieden: Das Prinzip "nach uns die Sintflut" verstößt gegen die Grundrechte der nachfolgenden Generationen, unserer Kinder und Enkel. Und: Klimaschutz hat auch eine internationale Dimension. Damit ist dem oft geäußerte Einwand "wir in Deutschland können doch allein gar nichts bewirken" entkräftet.
Denn eins ist klar: Wenn kein Baum mehr atmet, keine Biene zum Bestäuben mehr lebt, werden auch wir Menschen nicht mehr leben können. Deswegen ist der 3000 Jahre alte biblische Schöpfungsauftrag auch heute bedeutsam: „Bebaue und bewahre!“ Ich glaube, jeder und jede von uns kann dazu etwas beitragen. Im Kleinen, Privaten, wie auch politisch. Damit der Weltuntergang ein Karnevalslied bleibt, das noch viele Generationen nach uns singen werden.
Quellen:
https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/erdueberlastung-ressourcen-100.html
https://www.tagesschau.de/kommentar/kommentar-igh-gutachten-klima-100.html
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius