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Das Geistliche Wort | 25.12.2025 | 08:40 Uhr

Das Schenken bedenken

Einen schönen Weihnachtsmorgen! Wie es gerade bei Ihnen daheim ausschaut, kann ich nur ahnen. Vielleicht strahlt Sie ja noch ein besonders schönes Geschenk an, und Sie sind von weihnachtlicher Dekoration umgeben. Aber die meisten weihnachtlichen Gabentische sind jetzt bereits abgeräumt. Zu welchem Weihnachtstyp gehören Sie? Ist die Geschenkeorganisation Hauptsorge Ihrer Vorbereitung aufs Fest? Möglichst passend und individuell soll es sein? Oder gehören Sie zu denen, die sich dem weihnachtlichen Geschenkekult entziehen und haben das vorher in der Familie und dem Freundeskreis signalisiert? Oder schenken Sie sich das Fest ganz? Haben zuvor die Koffer gepackt, und sind aufgebrochen, oft in wärmere Gefilde, mit dem Ziel, der Weihnacht gänzlich aus dem Weg zu gehen?

Nun, nachdem das Thema Schenken nach Heiligabend ja eigentlich fast erledigt ist, lade ich Sie trotzdem ein, in den kommenden Minuten noch mal über das Schenken nachzudenken. Mein Name ist Christoph Stender. Ich bin Priester im Bistum Aachen und möchte, ohne Geschenkstress, noch mal aus einer ungewohnten Perspektive aufs Schenken schauen.

Musik 1: Eine Muh, eine Mäh, eine Tätertätä (Version Götz Alsmann) https://www.youtube.com/watch?v=OOOzsUP0TM0

Mit Weihnachten ist das Thema Schenken zwar punktuell vorbei, aber nicht abgeschlossen. Im Gegenteil: Weihnachten lädt dazu ein, sich existentieller dem Phänomen des Beschenkt-Seins und des Schenkens zu stellen. Warum schenken wir? Oft schenken Menschen, weil sie anderen Menschen eine kleine Freude machen wollen. Manchmal motiviert auch das schlechte Gewissen zu schenken. Zu schenken kann aber auch eine Routine sein, wie das Mitbringsel aus dem Urlaub oder die Kleinigkeit zum Jubiläum. Da steht dann die Geste des Schenkens im Vordergrund und weniger das Geschenk selbst.

Mit Blick auf die Weihnacht ist die Idee des Geschenkes anders zu deuten. Die ersten Seiten des Lukasevangeliums bringen uns das nahe. In der Krippe gibt es keine Bescherung, wie viele sie auch in den vergangenen Tagen erleben konnten. In der Krippe macht sich Gott zum Geschenk für den Menschen, erlebbar in der Geburt eines Kindes. Die Motivation, warum Gott schenkt, ist eine andere als die, aus der heraus wir schenken. Gott will keinem eine kleine Freude machen, hat uns gegenüber auch kein schlechtes Gewissen, oder handelt aus Gewohnheit. Die Menschwerdung selbst ist das Geschenk. Diesen Kern umschreibt die Weihnachtsgeschichte mit „holder Knabe im lockigen Haar“, Maria, Josef, Ochs und Esel, den Hirten sowie den jubilierenden Engeln. Gott gibt dem Schenken eine neue Qualität. Denn: Gott ist der Schenkende und das Geschenk zugleich, Geber und Gabe. Die Faszination dieser neuen Dimension des Schenkens liegt in seiner Einmaligkeit, Gott gibt sich in einem Kind ganz, ein für alle Mal, unwiederholbar und unwiderruflich.

Musik 2: Händel, Messias: For unto us a child is born

Einmalig ist das Geschenk der Menschwerdung an Weihnachten, wie Christen es glauben. Menschen können das nicht kopieren. Wir können Gott nicht nachmachen. Aber wir können uns an seiner Art zu schenken orientieren. Das bedeutet, unseren Blickwinkel des Schenkens zu verändern: Weg vom Geschenk, das der Mensch organisiert und dann anderen Menschen übergibt, hin zu der Frage: Wie kann der Mensch selbst zum Geschenk für andere werden?

In unserer Gesellschaft darüber nachzudenken, ob der Mensch ein Geschenk für andere sein kann und wenn ja wie, ist nicht das Privileg derer, die in unserer Gesellschaft besonderen Einfluss haben, wohlhabend sind, oder große Anerkennung genießen. In jedem Menschen ist die Fähigkeit hineingelegt, auf Grund seiner Existenz, ein Geschenk für andere Menschen sein zu können. Dazu muss unsere Gesellschaft allerdings jedem Menschen zugestehen, eigene Fähigkeiten zu entdecken, und Talente entfalten zu können, um so das eigene Selbstwertgefühl zu stärken. Wer nicht weiß, was seine Gaben sind, seine Stärken, der kann sie auch nicht verschenken.
Wie würde unsere Gesellschaft doch strahlen, würden wir mehr Menschen stärken, sich selbst als Gabe für andere zu verstehen, als ein Geschenk des Miteinanders. Wenn wir jetzt über Gaben sprechen, lohnt sich erneut der Blick in die Heilige Schrift. Ein weiterer Blickwinkel aufs Schenken erschließt sich nämlich durch die, die etwas verspätet an der Krippe ankommen. Ich meine die Heiligen Drei Könige.
Am 6. Januar feiert die katholische Kirche bekanntlich deren Fest. In Köln ganz groß, denn der Tradition nach beherbergt der Kölner Dom ihre Gebeine. Auf den Beinen sind in jenen Tagen aber deutschlandweit etliche kleine Königinnen und Könige. Im Straßenbild sind sie zu sehen: die kleinen Gruppen von Kindern und Jugendlichen, die als Könige verkleidet und mit Stern ausgestattet von Tür zu Tür gehen in der Hoffnung, einen Segenspruch verschenken zu können und um für bedürftige Kinder in der Welt Geld sammeln: die größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder: Die Sternsingeraktion. In diesem Jahr geht es besonders um Kinder in Bangladesch. Das Motto der Aktion Dreikönigssingen 2026 lautet: „Schule statt Fabrik – Sternsingen gegen Kinderarbeit“. Was die Sternsinger machen, hat ganz viel damit zu tun, sich selbst einzubringen als Gabe für das große Ganze.

Musik 3: Bach, Weihnachtsoratorium „Jauchzet, frohlocket“

Schauen wir doch noch mal genauer auf die Heiligen Drei Könige. Und auf ihre Art zu schenken. Quelle hierfür ist das Evangelium des Matthäus. Hier werden sie nicht Könige genannt, das kam später. Hier sind sie die Sterndeuter aus dem Morgenland. Dort heiß es:

Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, siehe, da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.?(Mt 2,1f)

Folgend berichtet der Evangelist von dem heuchlerischen Interesse des König Herodes an diesem neuen König. Scheinheilig befragt Herodes die Gelehrten. Ausgestattet mit der Ortsangabe Betlehem schickt Herodes dann die drei Sterndeuter mit dem Auftrag los, nach dem Kind zu forschen, und wenn sie es gefunden hätten, sollten sie zurückkommen, um ihn genau zu informieren. Entscheidend in dieser biblischen Begebenheit ist das klare Interesse der Sterndeuter an dem neuen König.

Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.“ (Mt 2,2b)

Offen war nur noch die Konkretisierung des Geburtsortes. Dort wollten sie nichts anderes als ihm huldigen, also ihn, über dem der Stern aufgegangen war, als den neuen König begrüßen, verehren und sich vor ihm niederwerfen. Dieser Stern war für die Sterndeuter das Ausrufezeichen hinter dem zu erwartenden großen Geschenk, und nicht ein Fragezeichen, was wird uns da wohl erwarten.

Weiter heißt es dann bei Matthäus:

„Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.

Die Drei spürten, erfüllt von großer Freude, schon auf dem Weg in einzigartiger Weise beschenkt zu sein. Der Stern, stehen geblieben über dem Ort ungeahnter Einfachheit, gab ihnen nun auch die Gewissheit: Wir sind am Ziel unserer Reise angekommen.

Der Evangelist berichtet weiter:

Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.“(Mt 2,11)

Diese Geschenke hatten die Drei offenbar schon am Beginn ihrer Reise im Gepäck. Denn dank des Sterns hatte ihre Suche von Anfang an eine Richtung. Ihnen war klar, dass ihnen am Ende etwas Einmaliges, Unfassbares begegnen würde.

Musik 4: Marys Boy Child (Harry Belafonte)

Ich frage mich, was die Begegnung am Futtertrog mit diesen Männern gemacht hat, die so eine lange Reise hinter sich hatten. Vielleicht schienen ihnen ihre Geschenke nun zu banal, denn sie konnten das nicht aufwiegen, was dieses Kind tief in ihnen berührte. Aber was sollten sie tun? Mit leeren Händen dastehen? Nebenbei frage ich mich, was macht ein Kleinkind mit solchen Gaben, zumal wenn es alles, was es greifen kann, erst einmal in den Mund nimmt. Den europäischen Normen für Kinderspielzeug entsprechen solche Gaben sicher nicht. Wie auch immer: Die Begegnung mit diesem Kind wird die Drei in ihrer Existenz erschüttert haben. Und auch das, was sie bisher von königlicher- und menschlicher Würde verstanden hatten. Sie werden Konsequenzen für sich gezogen haben, welche allerdings ist uns nicht überliefert. Doch diese klare Ansage der Drei, dass sie sich auf den Weg gemacht haben, um dem neuen König zu huldigen, sich also von ihm angestrahlt klein zu machen, lässt auch eine andere Deutung der Geschenke zu. Ihre Geschenke waren vielleicht im Moment dieser faszinierenden Begegnung garnichtmehr als ein Dankeschön gedacht. Angesicht des schutzlosen Kindes wurden die Privilegien, die diese drei Gaben verkörpern, zum Ballast. Die Drei haben weggegeben, was sie bisher meinten, dass es sie tragen würde: Gold, der Rausch des Besitzens. Weihrauch, der Rausch der Selbstverherrlichung. Myrre, der Rausch der Gesundheit. Es waren keine Gaben, es waren Abgaben.

Aber dann: Das allergrößte Geschenk war die Begegnung mit dem Kind selbst. Dabei begriffen sie, wie zerbrechlich diese Symbole der Macht waren. Dass die Privilegien einer Oberschicht hier, an der Krippe, letztlich nicht tragfähig sind und somit wertlos. Was bisher als angenehm empfunden wurde, entpuppte sich nun als Ballast. So ist nicht nur über ihnen, sondern auch in ihnen der Stern neu verstandener Mächtigkeit aufgegangen.

Musik 5: Mahalia Jackson: „Silent Night“

Das Ereignis von Bethlehem: die Krippe, die Heiligen Drei Könige, erzählt von verschiedenen Variationen des Schenkens. Vertraut ist uns heute, mit einem Geschenk Danke zu sagen, um so Wertschätzung und Aufmerksamkeit zu schenken. Da kann schon ein ehrliches und klares Wort des Dankes ein Geschenk sein.

Eine andere Variante besteht darin, Menschen zu ermutigen, sich als ein Geschenk zu verstehen. Mutig die eigenen Fähigkeiten und Talente als Gabe für andere Menschen aber auch für die Gesellschaft zu entfalten und bereit zu halten. Eine weitere Variation setzt allerding den Glauben voraus, das Gott im Christuskind für die Menschheit zu einem einmaligen Geschenk geworden ist. Denn sich selbstbewusst von Gott umgeben zu wissen, also das Geschenk der Menschwerdung Gottes annehmend, lässt auch heute fragen: was ist im eigenen Leben tragfähig? Was bereichert das Leben? Was kann entlasten und welche Abhängigkeiten und Gegebenheiten belasten? Das Weihnachtsfest ist Geschenk, das uns auch hinterfragt, wenn wir uns beschenken lassen, und das nicht nur zur Weihnachtszeit.

Musik 6: Chris de Burgh: „Spaceman”

Ich wünsche uns, in dieser Weihnacht wieder neu zu spüren und zu begreifen, wie reich wir durch die Menschwerdung Gottes beschenkt sind. Und: Seien Sie ein Geschenk!
Glück und Segen wünscht Ihnen Christoph Stender, katholischer Seelsorger in Aachen

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