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Kirche in 1Live | 13.12.2025 | floatend Uhr
Am Crêpestand
Weihnachtsmarkt. Ich steh am Crêpestand. Es riecht nach Vanille, Butter, Zucker: warm, süß, vertraut. Ich schaue zu, wie der Teig sich goldbraun färbt, wie die Schokolade schmilzt und denke: allein der Duft macht mich glücklich. Und dann der erste Biss: Knusprig außen, weich innen – einfach perfekt. Für einen Moment ist alles gut. Und zwei Minuten später …
… ist der Crêpe weg. Und das Gefühl gleich mit. Dieses kurze warme Gefühl, das sich in mir ausbreitet. Ich überlege: Vieles im Leben ist wie dieser Crêpe. Einen Moment lang erfüllend und dann ist der Zauber auch schon wieder vorbei. Ich jage von Highlight zu Highlight, gönn mir was, kaufe, plane, probiere und trotzdem bleibt da manchmal dieses kleine Loch.
In solchen Momenten fällt mir die Bitte ein, die ich seit Kindheit kenne: „Unser täglich Brot gib uns heute.“ Sie erinnert mich daran, dass Gott mir das gibt, was ich heute brauche – nicht alles auf einmal, aber genug. Ein bisschen Liebe, die trägt. Etwas, das nicht sofort wieder verpufft.
Es begleitet mich. Nicht wie ein schneller Snack, sondern eher wie ein leiser Wegbegleiter, der bleibt. Wie ein Duft, der einen noch lange begleitet, nachdem der Crêpestand abgebaut ist. Und ich merke: Dieses warme Gefühl vom Anfang – ich finde es wieder. Nicht im Crêpe. Sondern in dem, was Gott mir leise ins Herz legt.
Sprecher: Jan Primke
Redaktion: Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel
