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Kirche in WDR 4 | 23.12.2025 | 08:55 Uhr
Schenken
Autor: Guten Morgen!
Welcher Geschenketyp sind Sie? Gehören Sie zu denen, die heute nochmal losmüssen und die letzten Geschenke besorgen? Oder gehören Sie zu denen, die alle Geschenke seit Oktober wohl sortiert im Schrank liegen haben? Aber vielleicht befinden Sie sich ja auch irgendwo dazwischen.
Schenken und Beschenkt-Werden gehört für die meisten zu Weihnachten einfach dazu. Nicht immer ist es am wichtigsten, wie teuer ein Geschenk ist. Sondern eher die Frage: Ist das Geschenk persönlich und passend? So, wie es Joachim Ringelnatz in seinem Gedicht über das Schenken schreibt:
Sprecherin „Schenke herzlich und frei. Schenke dabei was in dir wohnt, an Meinung, Geschmack und Humor, so dass die eigene Freude zuvor dich reichlich belohnt.“ (1)
Autor: Manchmal berührt mich ein Geschenk am meisten, das wenig Geld gekostet hat Da ist in dem Geschenk eine ganz eigene Handschrift zu erkennen. Die Handschrift von Liebe und Zuneigung. Wenn zu spüren ist, dass sich da jemand Gedanken gemacht hat und genau hingehört, hingeschaut und sich in das hineingefühlt hat, was ich mir wünsche oder schmerzlich vermisse.
So wie dieser Mann. Vor einigen Jahren hat er in mehreren Zeitungen unter der Rubrik „zu Verschenken“ folgendes inseriert:
Sprecherin: „Biete ein(en) Tag gratis Hilfe für Haus- und Gartenarbeit o.ä. in der Zeit von Mi, 30.08., bis Di, 5.9.: Räumen – reinigen – Streichen. Bin männlich, evangelisch, praktisch, mobil. Melden Sie sich unter…“ (2)
Autor: Da schenkt jemand sich selbst für einen Tag, um anderen Menschen zu helfen und eine Freude zu bereiten. Ein wunderbares Geschenk, finde ich.
Dieses und all unsere großen und kleinen Geschenke an Weihnachten erinnern an das eine große Geschenk: Das Jesus-Kind in der Krippe. Der Sohn Gottes. Es ist das erste aller Weihnachtsgeschenke und es ist das größte. Damit schenkt Gott sich selbst und sagt: „Biete gratis Liebe für jeden Tag deines Lebens“. Gottes Liebe bekommt Hand und Fuß in dem Gotteskind. Denn Jesus hat als Erwachsener genau hingehört, hingeschaut und sich hineingefühlt in das, was wir Menschen am meisten brauchen, wonach wir uns bis ins Innerste sehnen und was wir schmerzlich vermissen. Gott als Mensch an unserer Seite. All das schenkt uns Gott in dem Jesus-Kind in der Krippe.
Das gegenseitige Aufwiegen von Geschenken ist Gott dabei gänzlich fremd. Ich bekomme sein Geschenk nicht, weil ich das passende „Gegengeschenk“ schon in der Hand habe, sondern im wahrsten Sinn des Wortes „gratis“: umsonst.
Ich kann sein Geschenk annehmen, einfach so, vertrauen, glauben, mich von seiner Liebe berühren lassen und sie weiter verschenken.
Sprecherin: „Schenke herzlich und frei. Schenke dabei was in dir wohnt, an Meinung, Geschmack und Humor, so dass die eigene Freude zuvor dich reichlich belohnt. Sei eingedenk, dass dein Geschenk du selber bist.“
Autor: So endet das Gedicht von Joachim Ringelnatz. Wenn Sie morgen schenken und beschenkt werden, liegt auch Gottes Geschenk auf dem Gabentisch. Er schenkt sich selbst. In Liebe. Seit dem ersten Tag in der Krippe und jeden Tag neu.
(Ende WDR 4, Verabschiedung für WDR 3 und WDR 5:)
Viel Freude beim Auspacken wünscht Ihnen Ihr Dietmar Arends, Landessuperintendent aus Detmold.
Quellen:
(1) https://www.projekt-gutenberg.org/ringelnz/gedichte/chap054.html (zuletzt abgerufen am 24.11.25)
(2) Frieder Trommer, 6. Dezember, in: Der andere Advent 2018/19.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
