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Kirche in WDR 3 | 01.11.2025 | 07:50 Uhr
Den Himmel offen lassen
Dass ich heute, an Allerheiligen, auf Zement zu sprechen komme, hätte ich selbst nicht gedacht. Aber kürzlich hab ich bei „Wikipedia“, der großen Online-Bibliothek, nachgeschaut, woraus Zement genau besteht. ...Ich bin nicht umsonst Theologe geworden und nicht Maurer: Mit meinen zwei Linken Händen bin ich bei solch handfestem Wissen schnell überfordert. Und vielleicht liegts auch an meinem Theologen-Sein, dass ich beim Wikipedia-Artikel zum Thema Zement Bauklötze gestaunt hab, bzw.: Zementquader. Denn: Das erste Bild in dem Artikel zeigt das Pantheon in Rom. Warum? Weil die Zementkuppel des Pantheons seit 1900 Jahren hält. 1700 Jahre war sie die größte Kuppel der Welt. Und der Begriff „Zement“ kommt auch von den alten Römern, die damit schon gebaut haben – auch die Fundamente des Kolosseums, übrigens. Aber das ist für einen Theologen am heutigen Tag nicht so spannend wie das Pantheon. Denn, ich sag’s mal leicht verkürzt: Ohne Pantheon in Rom, kein Allerheiligen-Fest. Noch heute ist das Pantheon das besterhaltene Bauwerk der römische Antike. Und das liegt vor allem daran, dass das Pantheon umgenutzt wurde – und hier kommt das Hochfest Allerheiligen ins Spiel. Denn die alten Römer haben das Pantheon natürlich nicht als Kirche gebaut, sondern als antiken Tempel. Und der wurde allen Göttern geweiht, die sonst in Rom keinen Tempel hatten. „Pan-Theon“ ist Griechisch und heißt quasi „allen Göttern“. 114 wurde der Bau begonnen, 125 war das Ding fertig, vor 1900 Jahren[1].
Dann wurde das Christentum Staatsreligion. Und im Jahr 609 schenkt der damalige Kaiser den Bau dem damaligen Papst. Und der widmet den Bau um zu einer Kirche: Er weiht das Pantheon Maria und „allen Märtyrern“, also allen die für ihren Glauben gestorben sind. Und irgendwann wurden daraus „alle Heiligen.“ Klar: Die Heiligen sind keine neuen Götter. Sie werden aber in der katholischen Kirche besonders verehrt, weil sie den christlichen Glauben quasi zementiert haben mit ihrem Leben.
Worauf kommts dabei an? Nun: Dass ein Heiliger, eine Heilige wie wenige andere offen ist für Gott. Und da bin ich wieder beim Pantheon in Rom. Wenn Sie es schon mal gesehen haben, dann wissen Sie: Die berühmte Kuppel aus Zement ist in der Mitte nicht ganz dicht. In der Mitte ist ein Kreis von 9 Metern Durchmesser: Dadurch scheint die Sonne in den Bau – manchmal fällt auch Regen. Klar: Manchem Heiligen wurde zu Lebzeiten auch nachgesagt, dass er oder sie nicht ganz dicht waren. Aber wie beim Pantheon ist dieser „Dachschaden“ ja vielleicht genau das, was es braucht: eine Öffnung, die den Himmel sehen lässt in einer Welt, die zubetoniert ist mit Diesseitigkeiten.
Und auch wenn Sie wie ich keine Heiligen sind: Lassen wir doch immer mal den Himmel offen – schönen Allerheiligentag!
[1] https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag4680.html
