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Hörmal | 29.05.2025 | 07:45 Uhr
To-Do-Liste für Christi Himmelfahrt
Also, ich persönlich mag ja Listen. Einkaufslisten, To-Do-Listen und die Pack-Liste für den Urlaub. Natürlich gibt es dafür heute Apps. Ich mag aber am liebsten Bleistift auf Papier. Manchmal schreib ich schnell noch auf die Liste, was ich gerade erledigt habe und streiche den Punkt dann sofort wieder durch, nur für das Gefühl.
Wie wär’s mit einer To-Do-Liste für Christi Himmelfahrt? Meine KI hat folgende Vorschläge: Einen Gottesdienst im Freien besuchen, wandern, sich sportlich betätigen. Ich finde, das ist ausbaufähig.
Hier kommt meine To-Do-Liste für Christi Himmelfahrt:
Ausschlafen wie sonst nie an einem Donnerstag, zum Frühstück Rührei und einen Orangensaft, frisch gepresst.
Bei gutem Wetter raus, gerne auch zu einem Gottesdienst im Freien, in den Park, in den Wald, an den See, möglichst dahin, wo die Väter nicht sind, mich auf die Erde legen, in den Himmel gucken und warten, was passiert.
Einen Blumenstrauß kaufen und die Blumen einzeln verteilen an den Busfahrer, der auch heute fährt, an die Frau an der Rezeption im Altersheim, die auch heute alle freundlich begrüßt, an die beiden Polizisten, die im Stadtpark nach dem Rechten sehen zwischen all den Vätern und an alle, die mir sonst noch begegnen und heute arbeiten.
Bei schlechtem Wetter die Regenjacke anziehen und trotzdem rausgehen, im Geprassel auf dem Kopf einen Rhythmus finden, leichtfüßig über die Straße tanzen und Gott danken für den Regen.
In Ruhe jemanden anrufen, der mir wichtig ist. Meine Tochter oder einen alten Freund. Nach einer Weile ernsthaft fragen: „Wie geht es dir?“ und bereit sein für jede Antwort.
Bei nächster Gelegenheit, sich anders verabschieden als sonst. Dem Besuch vor der Haustür oder auf dem Bahnsteig nicht nur „mach’s gut“ sagen, sondern mindestens „ich hab` dich lieb“.
Oder gleich eine Art Segen, so wie Jesus das gemacht hat an Himmelfahrt, als er sich endgültig von seinen Freundinnen und Freunden verabschiedet hat.
Sich einen kurzen Moment darüber freuen, dass die meisten Abschiede nicht endgültig sind.
Sich hemmungslos den Himmel auf Erden wünschen. Oder zum Fundbüro gehen, die Nase an die Fensterscheibe drücken und nachsehen, ob hier ein paar vergessene Träume oder verlorene Sehnsüchte rumliegen.
Eine neue Liste schreiben: Woran merke ich, dass Gott da ist, obwohl ich ihn nicht sehe.
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
