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Hörmal | 09.11.2025 | 07:45 Uhr
Die Idee
Am Anfang hat Gott eine Idee: Er schafft Himmel und Erde und alles Drum und Dran. Für das Ganze soll er, wie man nachlesen kann, sechs Tage gebraucht haben. Am siebten Tag legt er sich auf die Couch und staunt selbst darüber, wie kreativ er ist. Sein Fazit: Es ist klasse geworden!
Nur - ob die Idee mit dem Menschen am Ende so gut gewesen ist? Im Nachhinein kann man Zweifel anmelden. Das selbstverliebte Wesen Mensch beansprucht schon bald, selbst Gott sein zu wollen. Von Anfang an hat es einen merkwürdigen Ehrgeiz entwickelt, was gut ist, infrage zu stellen oder gar zu zerstören.
Am Anfang steht immer eine Idee. Jede Veränderung, jede Entwicklung - wenn sie nicht zufällig passiert, jede Innovation braucht zuerst einmal eine Idee. Wer keine Idee mehr hat, ist am Ende. Als Freiberufler habe ich gelernt: Geld folgt immer der Idee. Nicht umgekehrt. So gesehen sind Ideen sogar wertvoller, wertschöpfender als Geld. Ideen sind, so hat mal eine Freundin gesagt: „Der Schatz der Menschheit“.
Nun gibt es bekanntlich gute und schlechte Ideen. Gute Ideen sind sinnvoll und fügen dem Schatz etwas Gutes hinzu. Schlechte Ideen erweisen sich früher oder später als sinnlos. Manche schlechte Ideen sind sogar ausgesprochen schädlich. Wer z.B. auf die Idee kommt, zig Milliarden in Aufrüstung zu investieren, offenbart, dass er keine guten Ideen mehr hat. Er wiederholt nur alte Fehler und fördert Zerstörung, Leid, Tod. Waffen sind nämlich kein nachhaltiges Investment. Ihr Wertverlust ist höher als bei einem Neuwagen, ihre Klimabilanz katastrophal. Sollten sie nicht bald gebraucht werden, verrosten sie oder sind schnell überholt. Zugleich aber fehlen die zig Milliarden für die Rüstung an den Stellen, wo sie dringend gebraucht werden: Gegen den Hunger, für ein gerechtes Zusammenleben der Menschen, in der Bildung, gegen Fluchtursachen.
Dabei gibt es viele sinnvolle Ideen und Initiativen, wenn es um weniger Armut, besseren Klimaschutz und Strategien zur gewaltfreien Friedenssicherung geht. Ein wertschöpfendes Investment in solche Initiativen ist für alle Menschen gut: Für die, die heute um ihr Überleben kämpfen müssen und für unsere Kinder morgen. Für die potentiellen Opfer der katastrophalen Krisen und Kriege, genauso wie für potentielle Feinde. Nicht zuletzt für die, die ihr Geld langfristig investieren wollen.
Gute Ideen können helfen, dass sich die Erschaffung des Menschen nicht als der Anfang vom Ende erweist. Damit wir uns irgendwann mit auf die Couch legen und sagen können: Es ist doch klasse geworden!
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
