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Blauer Rauch
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Kirche in WDR 3 | 08.12.2025 | 07:50 Uhr

Blauer Rauch

Guten Morgen.

Advent. Für sehr viele ist es nicht die schönste, sondern die schrecklichste Zeit im Jahr. So wie bei ihr.

Die Kinder sind bei Oma und Opa. Sie steht in der Küche und bereitet den Sauerbraten vor. Aus dem Radio klingen Weihnachtslieder „Mary´s Boychild“, „Santa Claus is coming to town“. Wann ihr Mann wohl kommt. Sicher ist er wieder in der Kneipe. Dabei gibt es so viel zu tun. Die Kinder sind noch bei Oma und Opa im Nachbarort. Zur Bescherung sollen sie alle kommen. Der Schlüssel dreht sich im Schloss der Wohnungstür. Sie zuckt zusammen. Da ist er. „Noch nicht fertig?“, ist sein einziger Kommentar. „Du musst noch die Getränke aus dem Keller holen und die Lichterkette am Baum sitzt noch nicht richtig, das hab´ ich nicht hingekriegt.“, sagt sie. Er setzt sich wortlos auf die Couch im Wohnzimmer. Fernbedienung in der Hand, Zigarette an. „Hast du den Wein kaltgestellt?“, ruft er. Und holt sich eine Flasche aus dem Kühlschrank. Ein Stück Camembert dazu. Er schließt die Wohnzimmertür… legt sich mit der Zigarette im Mund auf die Couch …

Ihr Herz rast. Sie schuftet weiter in der Küche. Das Radio läuft „We wish you a merry Christmas“. Jetzt könnte er aber wirklich mal die Getränke raufholen, denkt sie – geht über den Flur, öffnet die Wohnzimmertür und erstarrt: Er ist eingeschlafen mit der Zigarette in der Hand. Sie hat ein Loch in die Couch gebrannt, das Feuer schwelt schon in der Polsterung. Beißender Rauch liegt in der Luft. Sie wählt sofort die 112, die Nummer der Feuerwehr. Löscht geistesgegenwärtig das Feuer. Rüttelt ihren Mann wach. Glück im Unglück – das Feuer hatte noch nicht auf andere Materialien übergriffen. Die Feuerwehr ist da – kontrolliert den Brandherd. Der Notarzt untersucht ihren Mann.

Mit zittriger Stimme ruft sie bei den Großeltern an. Bittet sie, die Kinder noch eine Zeit abzulenken.

Das Essen verlagert sie jetzt kurzerhand in die Wohnung ihrer Mutter, die nebenan wohnt. Sie ist mit den Nerven am Ende. Er entschuldigt sich nicht mal. Was sie mit ihm schon mitgemacht hat. Wie ein Film ziehen unschöne Szenen in ihrem Kopf vorbei. Dass die Kinder lachen, wenn er sie bei jeder Gelegenheit lächerlich macht – das will sie ihnen nicht übelnehmen. Es tut aber weh. Und zum Glück haben sie nicht mitbekommen, wie er ihr körperlich wehgetan hat. Und heute Abend steht es ihr wieder bevor: Gute Mine zum bösen Spiel unterm Tannenbaum. Die ganze Familie bewirten und umsorgen und sie? Sie macht es wie so viele Frauen, die sie kennt: Mit Tabletten ist es so grade auszuhalten. Der Schmerz im Köper und in der Seele. Fröhliche Weihnachten…? Eher schreckliche Weihnachten, denn jetzt gibt es kein Entkommen. An den Feiertagen hocken alle aufeinander. Viel Zeit für böse Worte, Tritte und Schläge, für Alkohol. Für Küsschen für Opa und „komm mal auf den Schoß“. Für Frauen in Not und Kinder in Angst. Sie meinen, ich übertreibe? Keineswegs.



Eins ist klar: Der, dessen Geburt an Weihnachten gefeiert wird, hat sich klar und in Liebe auf die Seite aller gestellt, denen Gewalt angetan wird. Und das ist das Hoffnungslicht, das aus der Krippe in die dunkelsten Winkel leuchtet. Es gibt Hoffnung auf ein besseres Leben. Das ist nicht das Ende. Es gibt Hilfe. Schon jetzt.

Es gibt helfende Ohren, Hände und Füße von Menschen, die sich einsetzen. Zum Beispiel am Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ oder bei der Telefonseelsorge. Oder in den Frauenhäusern der Kommunen und Kirchen.


(Ende WDR 4, Verabschiedung für WDR 3 und 5: )

Es grüßt Sie, Petra Schulze, Rundfunkpfarrerin in Düsseldorf.



Quellen und Service:

https://www.apotheken-umschau.de/news/haeusliche-gewalt-warum-die-feiertage-fuer-frauen-so-gefaehrlich-sind-1213369.html (letzter Abruf 01.12.25)


Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“:

116 016 und via Online-Beratung (alle Nationalitäten)

https://www.hilfetelefon.de/ (letzter Abruf 01.12.25)


Telefonseelsorge:

0800 1110111

0800 1110222

116 123

Auch per Chat und Email.
https://www.telefonseelsorge.de/ (letzter Abruf 01.12.25)


Frauenhäuser:

https://www.frauenhauskoordinierung.de/hilfe-bei-gewalt/frauenhaus-und-fachberatungsstellensuche (letzter Abruf 01.12.25)



Redaktion: Landespfarrerin Julia-Rebecca Riedel

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