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Kirche in WDR 3 | 20.12.2025 | 07:50 Uhr

Große Worte

Am Morgen, wenn der Tag noch nicht entschieden ist, da schießen einem manchmal merkwürdige Dinge durch den Kopf — ein Gedanke oder bestimmte Worte. Religionen reden ja gern in großen Worten von Gott, über den Himmel und das Unendliche: alles XXL. Was will man dazu sagen? »Gott« sprengt jede Definition. »Himmel« überschreitet jede Erfahrung. »Unendliches« verweigert sich jedem Maßstab. All diese Begriffe überschreiten unsere Reichweite. Darin liegt ihre Kraft und zugleich ihre Gefahr. Sie schießen so weit übers Ziel hinaus, dass man mit ihnen gern vollmundig herumhantiert. In der christlichen Tradition tauchen viele solcher Worte auf. Worte mit Überhöhe, die förmlich heruntergebrochen werden müssen: Erlösung, Offenbarung, Gnade. Oder jetzt wieder in wenigen Tagen: Weihnachten — mit dem Bild der »Gottesgeburt im Menschen«.

Glauben Sie, dass es einen Gott gibt, der sich in Jesus Christus zu erkennen gegeben hat?

Das war eine der zentralen Fragen in der jüngsten Kirchenmitgliedschafts-untersuchung. Ein Fünftel der Befragten gab an: „Ich weiß nicht richtig, was ich glauben soll. Und allein ein Drittel: „Ich glaube nicht, dass es einen Gott, irgendein höheres Wesen oder eine geistige Macht gibt. Mich wundern solche Ergebnisse nicht. Wenn schon die Frage schlecht gestellt ist, kann auch die Antwort nur unzulänglich sein. „Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht“, hat Dietrich Bonhoeffer uns schon vor 80 Jahren zu denken gegeben.

Ein Theologe dieser Tage, Andreas Benk, beschreibt die Sache so: „Gott ist nicht gut und nicht gerecht, nicht vollkommen und nicht allmächtig. Gott ist nicht Vater und nicht Mutter, nicht Geist und nicht Person. Das ist für viele Menschen bestürzend und verstörend — und doch ist es orthodoxe, katholische und evangelische Einsicht, es ist jüdische, christliche und muslimische Lehre. (…) Gott entzieht sich notwendig und unvermeidlich all unseren Versuchen, ihn zu begreifen.“(*)

Meine Religion zeigt mir durch Handeln, für wen sie Gott hält – hier —, im Diesseits, im konkreten Umgang mit Menschen. Der Pfarrer und Dichter Kurt Marti bringt dies erfrischend auf den Punkt, wenn es in einem seiner Gedichte („Nicht immer Wünsche“) heißt:

„Ach, dass ich, wenn’s drauf ankommt,

im Gegner den Bruder,

im Störer den Beleber,

im Unangenehmen den Bedürftigen,

im Süchtigen den Sehnsüchtigen,

im Säufer den Beter,

im Prahlhans den einst Gedemütigten,

im heute Feigen den morgen Mutigen,

im Mitläufer den morgen Geopferten,

im Schwarzmaler den Licht- und Farbenhungrigen,

im Gehemmten den heimlich Leidenschaftlichen

erkennen könnte!
Leicht ist das nicht.“ (**)

Ja, leicht ist das nicht mit diesen großen Worten und den großen Erwartungen. Am Ende kommt heraus: In den Brüchen und Widersprüchen des Alltäglichen, in Vertrauen und Hoffnung zeigt sich uns das Göttliche.


Einen gesegneten vierten Advent wünsche ich Ihnen —

Ludger Verst aus Köln


(*) Andreas Benk, Gott lässt sich nicht begreifen, in: Publik-Forum, 19/2008, 56–58.

(**) Kurt Marti, Nicht immer Wünsche (Auszug), in: republikanische gedichte. Erweiterte Neuausgabe. Neuwied und Berlin: Luchterhand 1971.

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