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Kirche in WDR 3 | 22.12.2025 | 07:50 Uhr
Dem Licht entgegen
Guten Morgen!
Ein kurzes Gerangel vor der Haustür: Wer soll vorweggehen? Ein wenig Gekicher, doch dann öffnet sich die Tür. Eine Frau mittleren Alters begrüßt die Jugendlichen aus der Konfirmandengruppe mit der Jugendmitarbeiterin und führt sie ins Wohnzimmer. Dort hat die Familie für den Vater ein Pflegebett aufgestellt.
Die Jugendlichen sind aufgeregt und etwas unsicher: Was erwartet sie hier? Wie sollen sie sich verhalten? Aber der alte Herr im Pflegebett zerstreut ihre Aufregung: „Schön, dass ihr da seid! Ich habe mich schon auf euch gefreut!“
Das Eis ist gebrochen. Die Jugendlichen überbringen Weihnachtsgrüße der Kirchengemeinde. Dazu überreichen sie selbstgebackene Plätzchen und ein schön gestaltetes Windlicht mit einer Kerze. Dann singen sie - begleitet von der Jugendmitarbeiterin an der Gitarre: „Mache dich auf und werde licht, denn dein Licht kommt!“ Es klingt ein wenig schüchtern, kommt aber von Herzen.
Dann kommen sie mit dem alten Mann ins Gespräch. Sie haben Fragen mitgebracht: „Was war als Kind Ihr schönstes Weihnachtsgeschenk?“, fragt Johanna.
„Ihr werdet vielleicht lachen“, antwortet der alte Mann und muss selber lächeln, „Mein schönstes Weihnachtsgeschenk, an das ich mich erinnere, war … eine Apfelsine. Es gab nicht viel als ich Kind war. Apfelsinen schon gar nicht. Aber Weihnachten bekam ich einmal eine geschenkt. Ich werde nie vergessen, wie gut sie gerochen und wie süß sie geschmeckt hat!“ Dabei geht immer noch ein Leuchten über sein Gesicht.
Die Antwort überrascht die Jugendlichen. Wie anders das damals gewesen ist. Doch als sie sich weiter unterhalten, merken sie, dass Vieles heute noch ganz ähnlich ist: der geschmückte Tannenbaum, Lichter, die Familie, der Heiligabendgottesdienst.
Sie sind gefesselt davon, wie der alte Mann erzählt und wie seine Augen strahlen. Als er müde wird, verabschieden sie sich. „Es war schön, dass wir Sie besuchen durften.“, sagt die Jugendmitarbeiterin. „Wir wünschen Ihnen und Ihrer Tochter ein gesegnetes Weihnachtsfest. Hoffentlich spüren Sie etwas von dem Licht, von dem wir gesungen haben.“ Der alte Mann lächelt und nickt. „Vielen Dank, das wünsche ich Euch allen auch! Diesen Tag habt Ihr schon hell gemacht für mich. Ich danke euch!“
An der Haustür sagt die Tochter: „Wenn ihr wollt, kommt gerne mal wieder vorbei. Meinem Vater hat Euer Besuch richtig gutgetan!“ Nachdem die Tür ins Schloss gefallen ist, meint Johanna: „Das war toll! Können wir so was wieder machen?“
„Mache dich auf und werde licht, denn dein Licht kommt.“ Endlich ist sie da, die Woche, in der wir Weihnachten feiern. Wir machen uns auf, dem Licht entgegen: Der Geburt Jesu entgegen, mit der Gott uns seine Liebe schenkt. Wir können sie weitergeben. Ich habe immer wieder erlebt, dass mich das selbst reicher macht. Obwohl die Jugendlichen in Jesu Spuren eigentlich anderen etwas Gutes tun wollten, sind am Ende sie selbst Beschenkte. Der alte Mann hat mit seiner Freundlichkeit und seinen Geschichten den Jugendlichen auch ihren Tag heller gemacht. Noch lange werden sie daran zurückdenken.
(Ende WDR 4, Verabschiedung für WDR 3 und WDR 5:)
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Weihnachtswoche.
Ihr Dietmar Arends, Landessuperintendent aus Detmold.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
