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Kirche in 1Live | 09.10.2025 | floatend Uhr
Tropfen für die Ewigkeit
Für alle, die bei Experimenten in Chemie oder Physik immer vor Langeweile gestorben sind, ist das hier nix. Denn: Es ist vermutlich das langsamste Experiment der Welt: In Australien steht ein Glasbehälter mit zähflüssigem Pech. Ein fester Klumpen – aber alle paar Jahre tropft ein einzelner Tropfen runter. Der letzte hat zehn Jahre gebraucht. Es gibt Leute, die gucken per Webcam sogar live zu, wann endlich der nächste Tropfen tropft. In drei Jahren ist es wohl wieder so weit.
Völlig absurd. Zehn Jahre für einen Tropfen? Ich bin ein ungeduldiger Mensch. Wenn ich koche, schau ich alle zwei Minuten, ob’s schon blubbert. Ich will Ergebnisse. Ich will, dass sich was tut. Und wenn nichts passiert, denk ich schnell: Da bewegt sich eh nix.
Aber dieses Experiment widerspricht genau diesem Gefühl. Nur weil du nichts siehst, heißt das nicht, dass nichts passiert. Wenn du wirklich verstehen willst, musst du länger hinschauen. Manchmal sogar sehr lange.
Wie viele Male hab ich vorschnell etwas bewertet – weil nichts „passiert“ ist. Vielleicht war einfach nur mein Zeithorizont zu kurz? Wenn das so ist, dann muss die Geduld von Gott tatsächlich grenzenlos sein. Ich meine: Milliarden Jahre lang die Entstehung des Universums anstoßen, wie die Planeten sich formen, bis dann überhaupt mal Leben entsteht, was doch der eigentliche Sinn dahinter ist. Und dann, wirklich gerade eben erst in Gottes Augen, gibt es Menschen.
In der Bibel heißt es: „Tausend Jahre sind für Gott wie ein Tag.“ Für Gott muss also alles in der Menschheitsgeschichte sein, wie der Moment sein, als endlich in Australien vom Pechexperiment der Tropfen fällt – und vielleicht ist er genauso begeistert wie die Leute, die in ein paar Jahren über Livestream dabei zuschauen.
Christian Schröder, Aachen
