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Kirche in WDR 3 | 25.12.2025 | 07:50 Uhr
Ein Fest der Liebe
Autor: Einen guten Weihnachtsmorgen wünsche ich Ihnen!
Heute ist das Fest der Liebe, sagt man ja. Viele von uns versuchen in diesen Weihnachtstagen Liebe zu schenken. Mit Worten, Gesten, Besuchen, Geschenken. Allerdings: Was ich mir wünsche und wie es dann wirklich ist – das kann manchmal auch ganz schön ernüchtern und enttäuschen.
Manche sind in diesen Tagen traurig, weil sie gerade am Fest der Liebe einen geliebten Menschen so schmerzlich vermissen.
Wie gut, dass Weihnachten als Fest der Liebe nicht von unseren Lieben abhängig ist. Da kommt jemand mit seiner Liebe in unsere Welt wie sie ist und in mein Leben wie es ist. Kommt zu mir in meine unerfüllten Sehnsüchte, in mein Vermissen und mein eigenes bruchstückhaftes Lieben:
Der Evangelist Johannes in der Bibel hat es einmal so gesagt:
Sprecherin: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hingab. Jeder, der an ihn glaubt, soll nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.“ (1)
Autor: Fast möchte ich Gott zurufen: „Tu das nicht! Schick dein Kind nicht in eine Welt, in der Kinder nicht sicher sind. In eine Welt, in der es oft lieblos und lebensgefährlich zugeht!“ Das hat auch das Kind Jesus von Anfang an erlebt. Aber das ist eine längere Geschichte. Trotzdem, Gott hat es getan. Hat seinen Sohn in die Welt gesetzt. Und ich bin Gott zutiefst dankbar dafür. Jedes Jahr stehe ich staunend wieder an der Krippe.
Da liegt das neugeborene Kind. Jesus. In ihm, so heißt es, kommt die Liebe Gottes in die Welt. Verletzlich, angewiesen, neugierig, zart und menschlich. Und das in einer Welt, deren Unmenschlichkeit wir täglich spüren, an deren Verhärtungen wir uns wundreiben. Die Liebe ist die größte Kraft, sie überwindet Unmenschlichkeit wie das Licht die Dunkelheit. Jesus hat vorgelebt, was Liebe und Menschlichkeit bedeuten. Er richtet Menschen auf und holt sie in die Gemeinschaft zurück. Diesen Weg ist er gegangen konsequent liebend bis zum bitteren Ende, bis zum letzten Atemzug.
Der Theologe Karl Rahner hat Jesus diese Worte in den Mund gelegt:
Sprecherin: „Ich liebe dich, du Welt und du Mensch. Ich bin da, ich bin bei dir. Ich bin deine Zeit. (…) Ich weine deine Tränen. (…) Ich bin deine Freude. (…) Ich bin in deiner Angst, denn ich habe sie mitgelitten. (…) Ich bin in deiner Not. (…) Ich bin da. Ich gehe nicht mehr von dieser Welt weg, wenn ihr mich jetzt auch nicht seht. (…) Und meine Liebe ist seitdem unbesieglich. Ich bin da. Es ist Weihnachten. Zündet die Kerzen an. Sie haben mehr recht als alle Finsternis.“ (1)
Autor: Das Leuchten dieser Liebe geht von Weihnachten aus. Diese Spur der Liebe hat Menschen zu allen Zeiten immer wieder ermutigt, ihr zu folgen und selbst Liebe zu schenken. Ich möchte den liebevollen Blick auf diese Welt nicht verlieren. Ich möchte es immer neu versuchen mit dem Lieben durch alles Scheitern und alle unerfüllten Sehnsüchte hindurch.
Und weil unsere Welt, in der es oft so lieblos und gefährlich zugeht, dieses genaue Hinschauen braucht, diesen Blick der Liebe Gottes, möchte ich Gott zurufen: „Doch, tu das! Schick´ deinen einzigen Sohn in unsere verletzte Welt. Heile sie, heile mich durch deine Liebe.“
(Ende WDR 4, Verabschiedung für WDR 3 und WDR 5:)
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest!
Ihr Dietmar Arends, Landessuperintendent aus Detmold.
Quellen:
(1) Johannes 3,16, Basisbibel.
(2) Karl Rahner, aus: Sämtliche Werke. Band 7: Der betende Christ. Geistliche Schriften und Studien zur Praxis des Glaubens, Freiburg im Breisgau 2013, 123-125.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
