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Hörmal | 10.08.2025 | 07:45 Uhr
Schätze zum Leuchten bringen
Wenn auch Sie zu den zahlreichen Grillfreunden hierzulande zählen, dann ist für Sie derzeit nicht nur Hochsaison. Heute feiert die Kirche nämlich einen, der könnte Ihr Schutzpatron sein. Denn, er wird immer mit einem Grillrost dargestellt.
Ich spreche vom Heiligen Laurentius, der zählt neben Petrus und Paulus zu den am meisten verehrten Heiligen in der katholischen Kirche. Immerhin ist seine Grabeskirche in Rom eine der sieben Hauptkirchen der Stadt wie die Kirchen von Sankt Peter und Sankt Paul. Und in der Grabeskirche vom Heiligen Laurentius da können Sie den Grillrost noch heute sehen. Der ist dort aber nicht, weil der Heilige Laurentius gerne Nackensteaks und Würstchen überm Feuer gegrillt hat. Nein, der Heilige Laurentius starb auf einem Grillrost – so die Überlieferung. Er starb, wie so viele Märtyrer der frühen Christenheit auf grausame Weise. Aber immerhin: Der Heilige Laurentius soll durchaus Humor bewiesen haben. Denn kurz vor seinem Tod soll er von dem Grillrost aus, auf dem er gequält wurde, nämlich noch gerufen haben: „Ihr könnt mich jetzt umdrehen, von der einen Seite bin ich schon gar“.
Was für ein Pfundskerl! Ich mag den Heiligen Laurentius gar nicht mal so sehr wegen der Legende mit dem Grillrost, ich mag ihn wegen eines Satzes, der bis heute Menschen berührt, die ihn hören. Laurentius war nämlich Diakon in Rom und damit damals für die Armenfürsorge zuständig. Papst war zu der Zeit ein gewisser Sixtus II., in der Mitte des dritten Jahrhunderts. Und es tobte eine Verfolgung der Christen durch den römischen Kaiser Valerian. Der will unter anderem auch die Kirchenschätze an sich bringen, die Papst Sixtus für die Armen und Kranken gesammelt bzw. geschenkt bekommen hatte. Weil Papst Sixtus nun vor seiner Hinrichtung nicht mehr dazu kommt, die Schätze zu verteilen, beauftragt er seinen Diakon Laurentius damit. Davon hört Kaiser Valerian und fordert Laurentius auf: „Bring mir die Schätze!“ Laurentius aber bittet um Aufschub von drei Tagen und verteilt in der Zeit die Schätze an die Armen und Kranken, um deren Not zu lindern – wie es ja ursprünglich vorgesehen war. Nach den drei Tagen präsentiert Laurentius dann schließlich dem Kaiser die Armen und Kranken als die „wahren Schätze der Kirche“. Wutentbrannt lässt Kaiser Valerian daraufhin Laurentius auf besagtem Grillrost zu Tode foltern, hatte er doch als Schätze Gold und Perlen erwartet.
Egal, ob diese Legende vom heiligen Laurentius stimmt oder nicht. Was für ein Pfundskerl! Laurentius wusste: Ganz unabhängig davon, ob jemand etwas besitzt oder nicht, ist jeder Mensch ein Schatz, weil er eine unverlierbare Würde hat, die es Wert zu schätzen gilt. Jeder Mensch hat wertvolle Seiten. Und wie wäre es, daran zu arbeiten, so dass sie leuchten, wie ein Schatz, der aufpoliert wird, damit andere ihn sehen?