Aktuelles
Dreikönigswallfahrt
--
X
-----

Beiträge auf: wdr5 

katholisch

Das Geistliche Wort | 28.09.2025 | 08:40 Uhr

Dreikönigswallfahrt

Ja ist denn schon Weihnachten? Ich möchte Ihnen heute etwas über die Heiligen Drei Könige erzählen. Ja, Sie haben richtig gehört, über die Heiligen Drei Könige. Am Kölner Dom, wo ich als Geistlicher arbeite, stehen die Heiligen Dreikönige tatsächlich heute im Mittelpunkt. Denn heute endet die Dreikönigswallfahrt, oder anders ausgedrückt: Die Wallfahrt zu den Heiligen Dreikönigen im Kölner Dom. Ich bin Robert Kleine, Domdechant, Leiter der Dreikönigswallfahrt und ein „Dreikönigen-Fan“.


Musik 1: Oliver Sperling: "Gottes Stern, leuchte uns"


Die Geschichte von den Heiligen Drei Königen finden Sie im 2. Kapitel des Matthäusevangeliums. Kurz und bündig ist sie erzählt:

Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Bethlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden?
Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen
“ (Mt 2,1-2)

Im griechischen Text heißt es „magoi“. Das bezeichnete babylonische und sonstige Astrologen. Es sind also Astrologen, Sterndeuter, und keine Könige, und Matthäus berichtet auch nicht, wie viele es waren: zwei, drei oder vielleicht auch sieben? Warum nennen wir sie dann die Drei Heiligen Könige? Nun, im weiteren Verlauf der Geschichte finden die Sterndeuter den neugeborenen König als kleines Kind in der Krippe zu Bethlehem. Sie bringen ihm drei Geschenke mit: Gold Weihrauch und Myrrhe.

Deshalb war schon kurz nach der Entstehung des Evangeliums für die Leser klar: Wegen der drei Geschenke müssen es auch drei Besucher gewesen sein. Es wäre mehr als unhöflich gewesen, hätte ein vierter Sterndeuter mit leeren Händen dagestanden. Also: Drei Geschenke gleich drei Sterndeuter. Diese „Magoi“, die Sterndeuter, werden im Laufe der Zeit unterschiedlich übersetzt und interpretiert. Sie werden zu Magiern oder zu Weisen, also Gelehrten. Im Deutschen sprechen wir volkstümlich von den Königen. Entstanden ist diese Charakterisierung mit Blick auf ihre drei Gaben:
So teure Geschenke können sich nur Könige leisten. Und schon wird den Dreien in der darstellenden Kunst die Krone aufgesetzt.

Im 6. Jahrhundert folgte dann ein weiterer Schritt: Die Heiligen Drei Könige erhielten Namen: Caspar, Melchior und Baltasar. Sie sollten nicht weiter namenlos bleiben, sondern wurden durch ihre Namen zu konkreten Personen und Persönlichkeiten.


Musik 2: Helge Burggrabe: "Dreikönigsoratorium"


Schön und gut. Aus Sterndeutern werden Drei Könige. Aber wie kommen die nach Köln? Nun: Fangen wir mal an mit der Heiligen Helena. Der Mutter von Kaiser Konstantin. Sie spielt eine große Rolle in der Zeit, als Christentum von der verfolgten Minderheit zur anerkannten Religion wird, die dann sogar staatstragend sein sollte. Um 300 nach Christus besucht besuchte Helena das Heiligen Land, um nach dem Kreuz Jesu zu suchen. Sie suchte nach handfesten Zeugnissen dieser biblischen Geschichten.

Bei ihren aufwendigen Grabungen fand sie zahlreiche Reliquien, die heute auf der ganzen Welt verteilt sind. Neben den Resten des heiligen Kreuzes fand sie, so berichten die Quellen, auch die Grabstätte der Weisen aus dem Morgenland, der heiligen drei Könige. Deren sterblichen Überreste brachte sie zunächst nach Konstantinopel, von wo sie später nach Mailand verschenkt wurden. Und da würden sie wahrscheinlich noch heute ruhen, wenn nicht der damalige Erzbischof von Köln, Rainald von Dassel, bei der Eroberung Mailands mitgewirkt und die Reliquien im Jahr 1164 nach Köln gebracht hätte. Direkt wurde mit der Fertigung eines kostbaren goldenen Schreins begonnen, geschmückt mit Edelsteinen. Der Größte seiner Zeit. Dieser Schrein mit den Reliquien wurde schon bald in der Kölner Bischofskirche ausgestellt und verehrt. Sehr schnell pilgerten Menschen aus aller Welt zu den Heiligen Drei Königen nach Köln. Köln entwickelte sich zu einem der größten Wallfahrtsorte der Christenheit neben Jerusalem, Rom und Santiago de Compostella.

Im Laufe der Jahrzehnte wurde der damalige romanische Dom zu klein für die vielen Pilger, und der Kölner Erzbischof entschloss sich zum Neubau einer neuen Bischofskirche im neu aufkommenden Architekturstil: der Gotik. 1248 war die Grundsteinlegung des neuen Doms, 1322 wurde der Chorraum fertiggestellt und der Dreikönigenschrein in den Neubau gebracht. Vollendet wurde der Dom nach wechselhafter Baugeschichte schließlich 1880. Wer noch heute den Kölner Dom vor Augen hat -seine imposante äußere Gestalt und seinen lichtdurchfluteten gotischen Innenraum, der kann sehr gut verstehen, dass man den neun Dom auch als „Schrein für den Dreikönigenschrein“ bezeichnete.


Musik 3:
Helge Burggrabe: "Dreikönigsoratorium"


Im Laufe der Jahrhunderte nahm die Zahl der Pilger zu den Drei Heiligen Königen ab, und schlief schließlich ganz ein. Ab 1864 war der Dreikönigenschrein für fast 100 Jahre gar nicht mehr im Kölner Dom aufgestellt, sondern in der Domschatzkammer. Eher als Museumsstück, denn als Gegenstand der Verehrung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg holte der damalige Kölner Erzbischof, Kardinal Josef Frings, den Schrein wieder in den Dom und positionierte ihn hinter dem Hochaltar. Noch heute strahlt er einem schon beim Eintreten von weitem golden entgegen. Seither kamen immer wieder Gläubige in Stille als Pilger zum Kölner Dom. Aber das war doch noch etwas verhuscht, um ehrlich zu sein. Das änderte sich 2005, als Papst Benedikt XVI. zum, Weltjugendtag nach Köln kam. Das Motto dieses großen Glaubensfestes war dem Dreikönigsevangelium entnommen:
„Wir sind gekommen um ihn anzubeten.“ Vor nunmehr 20 Jahren folgten viele hunderttausend Jugendliche aus aller Welt in dieser Intention gemeinsam den Heiligen Dreikönigen. Und natürlich besuchten sie auch den Dom mit dem Schrein. Diese Tage damals erlebte ich als ein buntes und fröhliches Anknüpfen an eine jahrhundertealte Wallfahrtstradition.

Und seither laden wir wieder alljährlich zur Dreikönigswallfahrt ein. Sie findet immer um den 27. September statt, denn am 27. September 1322 wurde der Altar des neu erbauten gotischen Kölner Dom geweiht. Es ist der Altar, hinter dem heute der Dreikönigenschrein seinen Platz gefunden hat, in dem Dom, der als Schrein für diesen Dreikönigenschrein gebaut wurde.


Musik 4:
Helge Burggrabe: "Dreikönigsoratorium"


Wenn ich mit Gläubigen oder Touristen vor dem Dreikönigenschrein stehe, dann fragen sie mich oft, ob das wirklich die Reliquien der Heiligen drei Könige sind. Ich kann das natürlich nicht behaupten. Ich erzähle ihnen deshalb zuerst die Geschichte der Reliquien von der heiligen Helena bis heute, und dass sie seit vielen Jahrhunderten verehrt werden. Und dann zeige ich auf die Darstellungen an unserem Dreikönigenschrein. Die heiligen Dreikönige kommen da nur einmal vor. Auf der Vorderseite kommen die Drei mit ihren Kronen und ihren Gaben zu Maria und dem Kind und bringen ihre Gaben. Das ist alles. Kein Blick durchs Fernrohr, kein Hinweis auf ihre Station bei Herodes in Jerusalem, kein Engel, der ihnen im Schlaf vor der Rückreise erscheint. Nur diese eine Szene. Genau betrachtet ist der Dreikönigenschrein nämlich ein goldenes Glaubensbekenntnis. Schon sehr früh hatten die Kirchenväter die drei Gaben der Könige interpretiert: Das Gold verweist darauf: Dieses Kind ist ein König. Von Weihrauch heißt es in den Psalmen: Wie Weihrauch zum Himmel steigt, so steigt unser Gebet zu Gott.“: Dieses Kind ist ein Gott. Aus Myrrhe wird Salbe hergestellt, mit der Menschen gesalbt werden, kranke und auch verstorbene: Dieses Kind ist ein Mensch. So betrachtet, beschreiben die Drei Könige mit ihren drei Gaben das neugeborene Kind in der Krippe als das, was er in Wahrheit ist: als wahren Gott und wahren Mensch, als König der Welt. In den anderen szenischen Darstellungen des Dreikönigenschreins ist zu sehen, wie Christus getauft wird, wie er gegeißelt und gekreuzigt wird. Und über allem thront er als Auferstandener und Weltenrichter.

Denn dieses Bildprogramm des Dreikönigenschreins ist in meinen Augen perfekt. Denn die Heiligen Drei Könige im Matthäusevangelium verweisen auf Christus. Nicht sie stehen im Mittelpunkt, sondern er. Die Geschichte der Heiligen Drei Könige, wie sie Matthäus überliefert, erzählt davon, dass Gott Mensch geworden ist und dass Menschen das erkannt und sich auf den Weg gemacht haben, Sie haben sich auf den Weg gemacht. Gott ist Mensch geworden, das ist das Wichtigste. Ob die Knochen wirklich die sind von diesen Menschen, ist dann mindestens zweitrangig.


Musik 5:
Helge Burggrabe: "Dreikönigsoratorium"


Vielleicht fragen Sie jetzt: Und was, bitte, haben die Heiligen Dreikönige, die Geschichte ihrer Reliquien und die Wallfahrt zum Dreikönigenschrein mit meinem Leben zu tun? In der Erzählung von den Heiligen Drei Königen bei Matthäus entdecke ich eine ganze Menge Punkte, die für mein eigenes Leben Relevanz haben. Und vielleicht entdecken Sie ja auch den ein oder anderen für sich. Es sind Sterndeuter. Sie schauen nach oben und entdecken etwas neues, einen neuen Stern. Ich erwische mich dabei, dass ich öfter nach unten als nach oben schaue. Ich sehe auf das, was vor mir liegt, auf das, was mir im Weg liegt, ich blicke zurück auf das, hinter mir liegt. Wie soll ich bei dieser Blickrichtung Neues entdecken? Wie Visionen entwickeln? Wie über Unerwartetes staunen? Ich versuche wie die Sterndeuter immer wieder nach oben zu schauen. Es sind der Tradition nach drei Sterndeuter oder drei Könige. Sie sind gemeinsam unterwegs. Ich höre und spreche selber viel von Eigenverantwortung, Selbständigkeit und Selbstbewusstsein. Da geht es immer um den Einzelnen. Aber genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger, sind: Solidarität, Nächstenliebe, Respekt. Christ sein kann ich nicht allein. Christentum ist keine Religion für Einzelkämpfer und Solistinnen. Ich versuche meinen Weg wie die Sterndeuter zu gehen: Gemeinsam mit anderen. Die Könige brechen auf. Ich erlebe Aufbrüche manchmal als Herausforderung, egal ob eine neue Aufgabe oder eine neue Wohnung. Aufzubrechen bedeutet ja nicht selten, den Fuß auf einen Weg zu setzen, von dem ich nicht weiß, wo er mich hinführt. Aber wer nicht aufbricht, kann keine lehrreichen und bereichernden Erfahrungen machen. Wer nicht aufbricht, geht zwar nicht das Risiko ein, sich zu verlaufen, wohl aber besteht das Risiko, bedeutsame Erfahrungen nicht zu machen und wichtige Begegnungen zu verpassen. Ich versuche wie die Könige trotz aller Bequemlichkeit Aufbrüche zu wagen.


Musik 6:
Christobal De Morales: "Parce mihi"


Heute endet die Dreikönigswallfahrt 2025 im Kölner Dom. Ich hatte die Gelegenheit, Ihnen ein wenig davon zu erzählen. Und wer weiß, vielleicht treffe ich ja den ein oder die andere von Ihnen einmal im Kölner Dom.

Ich wünsche Ihnen allen einen gesegneten und glaubensfrohen Sonntag!

Ihr

Robert Kleine aus Köln

evangelisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
katholisch
Abspielen (Kirche im WDR)
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen