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Kirche in WDR 2 | 26.09.2025 | 05:55 Uhr
Zusammenhalt
Vor zwei Wochen waren die Kommunalwahlen. Nun kommen noch Stichwahlen für das Bürgermeisteramt, wenn niemand die absolute Mehrheit erreicht hat. Die Erwartungen an die Gewählten sind groß, denn laut einer Umfrage des Forsa-Instituts vom März diesen Jahres schätzen über siebzig Prozent der Menschen das soziale Miteinander als schlecht ein. Während der Corona-Pandemie sah es besser aus, nun nehme der Zusammenhalt wieder ab. Allerdings zeigt die Untersuchung einen sehr positiven Aspekt: Vor Ort sieht es besser aus. Die meisten sehen und schätzen das Miteinander im Dorf, im Veedel, im Stadtbezirk. Also in den Sportvereinen, den Kirchengemeinden, in vielfältigen Initiativen.
Leider ist der Zusammenhalt gefährdet, wenn Armut droht. Alleinerziehende brauchen Unterstützung und finden sie nicht. Wohnungslose kommen bei Verwandten unter, aber nicht auf Dauer.
In Köln gibt es ein schönes kölsches Wort: „Ich loss Dich nitt im Riss“. Also: Ich lasse Dich nicht hängen, Du kannst Dich auf mich verlassen. Das gilt nicht nur im persönlichen Miteinander, sondern auch politisch. Das soziale Netz in unserem Land ist dicht und darf nicht große Löcher bekommen. Zugleich klappt es nicht ohne das ehrenamtliche Engagement.
Wir hier in Köln Höhenberg-Vingst haben eine Tafel und geben jede Woche Lebensmittel an dreihundert Menschen. Natürlich wäre es gut, wenn das nicht mehr nötig wäre. Ein richtiger Schritt dafür ist etwa ein auskömmlicher Mindestlohn. Aber noch sagen viele: Bitte macht weiter, es hilft uns sehr. Das Gleiche gilt für Kleiderkammer und Kinderkammer. Auch die über 1000 Fahrräder pro Jahr, die wir gespendet bekommen und von Ehrenamtlichen repariert und verschenkt werden können, helfen sehr. Kaufen Sie mal für zwei Kinder Räder - da wird man arm!
In der Soziologie werden vier Gruppen unterschieden: Eingebundene, Teilweise Eingebundene, Enttäuschte und Entfremdete. Um den Zusammenhalt zu stärken, gilt es also die Enttäuschten und Entfremdeten einzubinden. Wir versuchen das zum Beispiel mit unserer ökumenischen Familienwerkstatt. Über 100 Angebote jährlich, von der Krabbelgruppe bis zum Väter-Kinder-Basteln. Wichtig ist, dass es nicht vom Geld abhängt, ob man mitmachen kann. Ähnliches gibt es zum Glück an vielen Orten immer mehr. Wahrscheinlich bei Ihnen vor Ort ja auch.