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Fingerübungen vom Frieden
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Kirche in WDR 2 | 06.10.2025 | 05:55 Uhr

Fingerübungen vom Frieden

Heute ist wieder Montag, und weil heute Montag ist ist das Wochenende auch schon wieder vorbei. Tja. Und morgen, am Dienstag, da jährt sich wieder der Tag, an dem die Hamas Israel überfallen hat. Es war ein brutaler Angriff: Ahnungslose feiernde Menschen wurden ermordet, verschleppt, unvorstellbar gequält und gefoltert. Seitdem ist die Welt eine andere geworden. Auch für Juden hier bei uns in Deutschland. Im Land der Shoah. Plötzlich ist es wieder gefährlich, eine Kippa zu tragen. Familien überlegen, ob sie ihren Kindern sagen sollen: Erzählt lieber nicht in der Schule, dass ihr jüdisch seid. Das ist entsetzlich.

Ich weiß: Der Weg zum Frieden im Nahen Osten ist unendlich kompliziert. Da gibt es so viele Fragen, so viele Verletzungen, so viel Geschichte. Aber eines bleibt klar: Es gibt keine Rechtfertigung für Terror. Und es ist ungeheuerlich, Juden hierzulande wieder Angst zu machen, sie zu bedrohen und aus dem Land zu ekeln.

Trotzdem spüre ich in mir auch eine große Ratlosigkeit. Wenn ich die Bilder aus Israel sehe – die Kinder, die am 7. Oktober ermordet, verstümmelt, paralysiert wurden. Und auch bei Bildern aus Gaza: Kinder, die nichts anderes kennen als Bombenalarm, Trümmer, Gewalt, Hunger und Angst. Sie haben es sich doch nicht ausgesucht, in Hass und Krieg hineingeboren zu werden. Es ist ein Rätsel, wie Versöhnung und Frieden da jemals gelingen soll. Ratlosigkeit gehört zur Wahrheit dazu.

Was soll ich da tun? Hier, heute Morgen, ganz privilegiert, in einem klimatisierten Studio, die Kaffeetasse vor mir auf dem Tisch? Die Bibel hat eine Antwort. Sie sagt: „Suche den Frieden und jage ihm nach“. Das klingt fast wie ein Dauerauftrag. Frieden fällt nicht vom Himmel, auch bei uns nicht. Ich muss ihn suchen. Ihm manchmal auch hinterherlaufen. Ihn üben und erlernen, wie große Pianisten bekanntlich erst dadurch große Pianisten wurden, indem sie jeden Tag stundenlang ihre Fingerübungen gemacht haben. Fingerübungen vom Frieden, was könnte das sein? Neulich in der Bahn: Eine ältere Dame schimpft, weil ein junger Mann mit Kopfhörern im Gang steht. Ich denke: Owei, das kippt jetzt. Da nimmt er die Stöpsel raus und sagt: „Tut mir leid, ich mach Platz.“ Oder ein paar Tage später bei uns im Veedel auf der Straße. Ein Mann spricht mich an und klagt über achtlos stehen gelassene Essenreste und Bierflaschen. Aus einem Klagelied über Vermüllung wird schnell die große Oper von einem Land am Abgrund. Unfähige Politiker, bevorzugte Ausländer, das ganze Programm. Ich möchte am liebsten weitergehen. Doch ich bleibe stehen. Im Gespräch schaffe ich es, seine Gedanken zu weiten. Seine Gesundheit: Tiptop, mit 85 Jahren. Gerade kommt er wie so oft zu Fuß aus Nippes, hat unterwegs einen leckeren Kaffee getrunken. „Es stimmt“ sagt er, „ich kann dankbar sein. Sehr sogar.“ Ein klitzekleiner Friedensschluss unter Platanen. Das klingt einerseits wirklich banal. Aber vielleicht fängt genau da Frieden an. Wo man nicht Öl ins Feuer gießt, sondern die Flamme klein hält.

Der 7. Oktober bleibt eine tiefe Wunde. Mich macht er ratlos, unendlich traurig und auch wütend. Vor allem, wenn ich die Kinder sehe, die in den Krieg hineingeboren sind. Ich aber kann den Frieden üben. Mit offenen Augen. Das will ich tun. Nicht nur an diesem Montagmorgen.

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