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Kirche in 1Live | 26.11.2025 | floatend Uhr
That was rude
Ich sitze mit einem Kumpel auf dem Sofa und wir scrollen durch TikTok. Dreimal hintereinander kommt dieser Sound: „That was rude.“ Einer drängelt sich in der Bahn vor. „That was rude.“ Eine Nachricht bleibt unbeantwortet. „That was rude.“ Jemand unterbricht mitten im Satz: „That was rude.“ Wir lachen so, dass der Algorithmus kurz auf Pause steht. Mein Kumpel sagt: „Eigentlich genial. Statt mich aufzuregen, sag ich einfach: ‚That was rude‘, und gut.“ Ich nicke. Stimmt.
Das Leben schmeißt mir ständig so kleine Gemeinheiten hin. Nichts Großes, aber sie stechen. Jemand schaut durchs Handy, während ich was erzähle. Ein Autofahrer hupt, obwohl ich bei Grün geh. Oder jemand sagt diesen einen Satz, der genau da trifft, wo’s wehtut. Früher steigere ich mich da richtig rein. Ich spul’s im Kopf zurück, denk mir, was ich hätte kontern sollen. Während die anderen längst weitergezogen sind. Heute mach ich’s öfter wie im Clip. Ich sag: „That was rude.“ Ich grinse. Und geh weiter. Nicht, weil mir alles egal ist. Sondern weil ich nicht will, dass der Ärger mich regiert. Ich will nicht, dass die Laune anderer meine bestimmt.
Humor entwaffnet. Er nimmt dem Ärger die Schwere. Er macht mich frei. Und manchmal ist das alles, was du einem miesen Tag entgegensetzen kannst: Ein Grinsen. Und den Satz: „That was rude.“
Sprecher: Jan Primke
Redaktion: Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel
