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Kirche in WDR 5 | 04.10.2025 | 07:55 Uhr
entwaffnend
Guten Morgen.
Es ist ein außergewöhnlicher Thron. Nicht aus Gold und Samt. Dieser Thron ist zusammengeschweißt aus Gewehren und Pistolen. „The Throne of Weapons“ heißt er, Waffenthron. Geschaffen hat ihn ein Künstler namens Kester aus Mosambik, einem Land an der Westspitze von Afrika.
Die Rückenlehne bilden zwei G 3 Sturmgewehre, entwickelt in Deutschland, gebaut in Portugal. Denn Mosambik war lange Kolonie von Portugal. Die Armlehnen sind aus zwei Kalaschnikows. Der Unabhängigkeitskrieg des Landes wurde von der Sowjetunion und ihren Verbündeten gefördert. Daher sind als Sitzfläche polnische und tschechoslowakische Gewehre verbaut, die Beine sind aus nordkoreanischen Waffen. 17 Jahre hat der Krieg gedauert. Hunderttausende Mosambikaner sind gestorben und Millionen mussten fliehen. (1)
Grässlich, dass sich die Geschichte eines so fernen Landes mit so vielen europäischen Waffen nacherzählen lässt. „Wir stellen in Afrika keine Waffen her […] Wie bekommen wir sie denn, um einander zu töten?“ – hat ein Politiker aus Afrika einmal gefragt. (2)
Heute vor 33 Jahren wurde der Bürgerkrieg in Mosambik beendet. Und zwar in Rom, in den Räumen der kleinen Christlichen Laien-Gemeinschaft St. Egidio. Dort hatten sich fast zwei Jahre lang Unterhändler der Kriegsparteien, Vertreter der christlichen Gemeinschaft, ein römischer und ein mosambikanischer Bischof getroffen und Frieden gemacht. Er hat jahrzehntelang gehalten. Warum ist damals dieses Wunder gelungen?
Wohl auch weil den Kriegsparteien klar war: Diese kleine Gruppe römischer Christinnen und Christen, die hier zu Friedensgesprächen einlädt, die ist viel zu unbedeutend, um irgendwelche eigenen Interessen in diesem Konflikt zu haben. Das hat Vertrauen geschaffen, das sonst überall fehlte. Und so ließen sich die verfeindeten Gruppen auf Gespräche ein: In denen ging es nicht wie sonst um Ideologie und Macht. Sie haben gelernt, gemeinsam das zu suchen und auch zu finden, was eint und nicht trennt. „Eure Geschichte heißt Mosambik und Eure Zukunft heißt Mosambik“ – so hatte der Gründer von St. Egidio die Unterhändler der verfeindeten Gruppen begrüßt.
Auch der „(The) Throne of Weapons“ – der Waffenthron stammt aus einer christlichen Initiative. Sie hat den Namen „Waffen zu Werkzeugen“. Nach dem Bürgerkrieg ging es darum, Waffen unschädlich zu machen. Dinis Sengulane, der die Idee dazu hatte, hat gesagt: Wir wollten „die Köpfe entwaffnen und dann die Hände“. Und er erzählt auch, was ihn auf die Idee gebracht hat. Ein Text aus der Bibel – aus dem Buch Micha. Da heißt es:
„Gott wird Recht schaffen zwischen den Völkern. Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden und ihre Speere zu Winzermessern. Sie werden das Kriegshandwerk nicht mehr lernen. Und da wird keiner sein, der sie aufschreckt.“ (Die Bibel, Micha 4,3-4)
Heute, wo an so vielen Orten in der Welt wieder oder noch immer gekämpft und getötet wird, und es auch in Mosambik wieder Spannungen und Gewalt gibt, klingt das natürlich viel zu schön, um wahr zu sein.
Aber klingt es nicht auch zu schön, um nicht wahr zu sein? „Ach Gott, halt uns den Kopf frei für den Traum vom Frieden - und die Hände auch.“
(Ende WDR 4, Verabschiedung für WDR 3 und 5: )
Einen friedvollen Tag wünscht Ihnen
Ihr Jan-Dirk Döhling aus Schwerte.
(1) Quellenangabe von Wikipedia Artikel:
https://de.wikipedia.org/wiki/Throne_of_Weapons#cite_note-transcript-5
(letzter Abruf 11.09.25)
hierin Zitat und Quelle:
Episode 98 – Throne
of Weapons – transcript. In: A History of the World in 100 Objects.
BBC, abgerufen am 19.Juli 2016
(englisch).
(2) https://www.kofiannanfoundation.org/wp-content/uploads/2015/12/20101020-Episode-98-Throne-of-Weapons.pdf [dort Zitat PDF-Seite 2, Übersetzung Jan-Dirk Döhling] (letzter Abruf 11.09.25)
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze