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Kirche in 1Live | 12.11.2025 | floatend Uhr
Trotzdem
Ich schreibe eine Nachricht, bei der ich wirklich hoffe, dass etwas zurückkommt. Ich hab sie gelöscht, neu formuliert, wieder gelöscht. Irgendwann denke ich: So ist das wohl mit allem, was wichtig ist. Man ringt um Worte. Und hofft, dass sie irgendwo ankommen. Schließlich schicke ich die Nachricht ab. Jetzt heißt es: warten. Ich schaue immer wieder auf den Bildschirm, der Puls steigt. Die kleinen Haken bleiben grau. Kein „online“. Kein „tippt gerade …“ Die Minuten ziehen sich. Ich halte das Handy viel zu fest. Als könnte ich das Schweigen zerdrücken. Aber es bleibt still.
Manchmal fühlt sich das Beten so an. Wie eine Sprachnachricht ins Off. Ich rede, höre mich selbst und warte. Nicht immer kommt etwas zurück. Oder nicht so, wie ich’s erwarte. Aber ich spreche trotzdem. Wenn Gespräche abreißen und ich nicht weiß, warum. Wenn mein Mut im Leeren hängt. Nicht, weil ich sicher bin. Sondern, weil irgendwas in mir nicht aufhört, zu suchen.
Ich schaue noch einmal auf das Display. Immer noch grau. Und irgendwo tief in mir klingt es: Du bist nicht allein im Leeren. Kein Ton. Kein Signal. Nur dieses Wissen: Nicht jede Antwort braucht Worte. Vielleicht ist genau das genug für heute. Weiterreden, auch wenn nichts zurückkommt. Hoffen ohne Beweis. Gehen ohne Antwort, aber nicht stumm. Trotzdem.
Sprecher: Jan Primke
Redaktion: Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel
