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Kirche in WDR 4 | 31.10.2025 | 08:55 Uhr
Was glaubst du?
Guten Morgen,
„Und Jesus Christus ist doch Gott, wenn ich´s dir sage“, ruft die Marktfrau und schlägt mit dem Fisch auf die Verkäuferin vom Stand nebenan ein. Wusch. „Ach was, der war nur ein besonders frommer Mensch“, kontert die andere. Und so geht es hin und her – ziemlich handgreiflich - damals, in Nizäa. Kaiser Konstantin hat die Bischöfe seines Reiches zusammengerufen, damit sie sich in dieser Frage einigen. Er will, dass wieder Frieden einkehrt in seinen Landen. Unter den geistlichen Würdenträgern ging es der Legende nach genauso hoch her. Bischof Nikolaus von Myra, der vom Nikolaustag am 6. Dezember, soll dem umstrittenen Theologen Arius eine schallende Ohrfeige verpasst haben. Denn der behauptet standhaft: Jesus ist nur ein Mensch gewesen.
Warum hat diese Frage die Menschen damals so aufgewühlt? Nun, sie hatten Angst um ihr Seelenheil. Sie wollten unbedingt in den Himmel kommen und wussten, sie können das nicht aus eigener Kraft. Aber Jesus Christus kann sie von ihren Sünden erlösen- vorausgesetzt er ist Gott. Ich glaube nicht, dass sich wegen dieser Frage die Menschen heute auf der Straße in die Wolle bekommen würden. Aber damals ist das erste ökumenische, also in der ganzen christlichen Welt gültige Glaubensbekenntnis von Nizäa entstanden. Darin wird Jesus dann als Gott bezeichnet. Und dieses Bekenntnis verbindet bis heute die christlichen Kirchen. Dieses Jahr feiern wir seinen 1700. Geburtstag.
Für mich ein Anlass, mich zu fragen: Was ist eigentlich mein persönliches Glaubensbekenntnis. Mein Credo, wofür ich so engagiert eintreten würde, wie die Menschen damals in Nizäa. Oder auch wie die Menschen in der Zeit der Reformation vor 500 Jahren. Auch sie haben damals Angst, nach dem Tod wegen ihrer Sünden im Fegefeuer schmoren zu müssen. Und erfahren: Es reicht, darauf zu vertrauen: Gott liebt mich. Er vergibt mir meine Fehler. Mein Part dabei: Die Fehler ernsthaft bereuen. So kann ich immer wieder neu anfangen. Daran denken Christinnen und Christen am heutigen Reformationstag. Mir persönlich ist das wichtig: Gott schaut gnädig, liebevoll und gerecht auf mich, auch mit all meinen Fehlern und begleitet mich im Leben und im Sterben. Aber was für ein Bekenntnis ist heute dran, in einer Welt, in der viele Menschen sich als machtlos erleben. In der sie verzweifeln bei all der Ungerechtigkeit, den Kriegen und dem Raubbau an der Schöpfung, den wir Menschen begehen. Ich bekenne: Es gibt einen Gott, der diese Welt in seinen Händen hält. Sein Friede, seine Gerechtigkeit, sein liebevoller Blick auf die Schöpfung sind in der Welt. Friede ist möglich. Gerechtigkeit gibt es und ja, es ist noch nicht zu spät, die Schöpfung zu erhalten. Das macht mir Mut, mich für das alles einzusetzen. Die Rettung der Welt, die können und müssen nicht Menschen alleine schaffen. Keine Regierung der Welt kann das. Auch nicht einzelne Machthaber, die das für sich in Anspruch nehmen.
Gott hat es in der Hand, wie es mit seiner Welt weitergeht. Das ist ein starker Glaubenssatz. Darauf verlasse ich mich. Gott kann ich um Hilfe bitten und dann tun, was ich kann.
Und was ist Ihr Glaubenssatz, Ihr Credo? Vielleicht denken Sie heute mal darüber nach.
Dazu lädt sie ein
Pfarrerin Barbara Schwahn aus Meerbusch.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
