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Extras | 22.06.2014 | (--) Uhr

Manuela Schwesig - das ganze Interview

Menschen für gemeinsame Werte gewinnen

Interview mit der stellvertretenden SPD-Vorsitzenden und heutigen Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig am Rande des Deutschen Evangelischen Kirchentags 2013 in Hamburg

von Titus Reinmuth

Frau Ministerin Schwesig, ich habe gelesen, dass Sie sich im Jahr 2010 haben taufen lassen – mit der ganzen Familie. Was hat sie dazu bewogen?

Das war ein langer Weg zur Taufe. Der damit begann, dass ich ja eigentlich ziemlich unchristlich aufgewachsen bin als Kind und Jugendliche in der DDR, wo Kirche ja verbannt wurde, wo Kirche auch in meinem Alltag keine Rolle spielte, weder im Sinne, dass darüber schlecht gesprochen worden ist, schon gar nicht gut. Es fand nicht statt. Und als ich dann nach Schwerin kam, meinen Mann kennenlernte, lernte ich aus seiner Familie Menschen kennen und Freunde kennen, die in der Kirche sind, und vor allem in der SPD lernte ich viele Menschen kennen, die eben auch Theologen sind. Gerade im Osten ist es ja so, dass viele aus der Kirchenbewegung zum Beispiel auch in der SPD sind, weil sie einfach aus dieser Wende-Bewegung kommen. Diese vielen Begegnungen, die vielen Gespräche und das Miterleben von Gottesdiensten führte immer mehr dazu, dass mein Mann und ich mit dem Glauben vertraut wurden und viel darüber nachdachten. Und dann war die Geburt meines Sohnes entscheidend. Wo wir uns natürlich darüber klar sind, dass wir Verantwortung tragen für unseren Sohn – aber es gut finden, dass die schützende Hand Gottes über ihm ist. Und das war für uns der Grund, unseren Sohn zu taufen und zu sagen: Dann lassen auch wir uns taufen.

Was trägt dieser Glaube heute für Sie aus, persönlich oder in Ihrem Leben als Politikerin?

Der Glaube stärkt mich im Alltag zunächst als Person, aber bestimmt auch mein politisches Handeln, weil – auch bevor ich getauft worden bin – bestimmte Werte mein Leben bestimmen. Und das sind gerade die Werte der Solidarität, im Christlichen würden wir Nächstenliebe sagen: der Glaube daran, dass alle Menschen gleich sind und dass es auch darauf ankommt, jeden Menschen in der Mitte der Gesellschaft zu haben und nicht am Wegesrand stehen zu lassen. Das bestimmt natürlich meinen Glauben und dann bestimmt es erst recht mein Handeln ganz privat aber auch vor allem als Politikerin.

Als Ministerin, als Politikerin können Sie gestalten, können Dinge steuern, können etwas in der Gesellschaft verändern. Gibt es darüber hinaus auch ein persönliches Engagement in unserer Kirche oder anderswo?

Ich hab natürlich diese tolle Chance als Politikerin, viel zu bewegen, und vor allem viel mit Kirche gemeinsam zu bewegen. Das kirchliche Engagement, gerade im sozialen Bereich, ist ja gar nicht wegzudenken. Darüber hinaus ist es so, dass mich ganz konkret natürlich die Arbeit meiner Domgemeinde, der Domgemeinde Schwerin, interessiert, wir engagieren uns sehr für den Erhalt des Domes, ich nehme sehr gerne zum Beispiel an der Domtafel teil, in der wir auch dann Spenden sammeln. Das sind so die persönlichen Dinge, die mir vor Ort wichtig sind. Und ich gehe unheimlich gerne mit in den Kindergottesdienst mit meinem Sohn.

Mitunter wird heute strittig diskutiert, wieviel Kirche braucht die Gesellschaft noch? Was erwarten Sie denn von Ihrer evangelischen Kirche?

Unsere Gesellschaft braucht die Evangelische Kirche, wir brauchen die Werte, wir brauchen auch den Streit um die Werte. Und gerade viele Christinnen und Christen engagieren sich hauptamtlich, aber viele auch ehrenamtlich … vor allem im sozialen Bereich, deswegen ist für mich christliche Kirche überhaupt nicht wegzudenken. Und es ist gerade wichtig, in den Dialog auch mit Andersgläubigen aber vor allem auch Nichtgläubigen zu treten. Ich werbe sehr dafür, weil ich ja auch selber ein persönliches Beispiel dafür bin, dass die Kirche offen auf diejenigen zugeht, die vielleicht noch nicht an Gott glauben, damit wir diese Menschen gewinnen können. Vielleicht nicht immer für den Glauben, aber vor allem für unsere gemeinsamen Werte.

Sie haben auf dem Evangelischen Kirchentag in Hamburg erstmals eine Bibelarbeit gehalten. Haben Sie bestimmte Lieblingstexte in der Bibel?

Ich finde eigentlich viele Geschichten interessant, für mich ist ganz entscheidend, dass es uns aber gelingt, und das ist ja eher meine Erwartung an die Pastoren, dass die Geschichten in die Neuzeit übertragen werden. Es ist ja unglaublich, dass die Geschichten teilweise zweitausend Jahre alt sind und trotzdem moderner denn je sind.

Sie haben erzählt, dass Sie mit Ihrem Sohn gelegentlich in den Kindergottesdienst Ihrer Kirchengemeinde gehen. Was erleben Sie da?

Ich mag den Kindergottesdienst, weil er noch praktischer den Kindern die Geschichten vermittelt. Und da mag ich sehr die Geschichte von der Arche Noah, wie sie den Kindern erzählt wird. Und mein Sohn selbst ist ziemlich begeistert von der Ostergeschichte. Das fasziniert ihn schon, die Auseinandersetzung mit Tod und Auferstehung und es zeigt, dass man Kinder an diese Themen bringen kann ohne Angst.

Bei der Bibelarbeit auf dem Kirchentag: Sprach da noch die Politikerin, die sich mal einem biblischen Text nähert, oder haben wir da die Christin gehört, die aus eigener, innerer Motivation spricht?

Beides, weil beides ja meine Person bestimmt. Ich sehe überhaupt gar keinen Gegensatz oder Unterschied zwischen meinem christlichen Glauben und meinem politischen Handeln. Gerade die Werte der Nächstenliebe, die wir im Politischen in Solidarität umsetzen: die Schwachen mitnehmen, ihnen auf Augenhöhe begegnen, nicht mit Almosen abspeisen, das sind ja Themen der Bibel, aber eben auch Themen meines politischen Handelns. Das ist die Frage der sozialen Gerechtigkeit. Wieviel muss jeder haben, um in der Mitte unserer Gesellschaft zu sein? Und wie viel muss auch jeder von uns abgeben, bereit sein, zu verzichten, auch für den anderen?

Bilder:

Bild Rednerpult Kirchentag: Dt. Ev. Kirchentag (aj)

Bild Bundesregierung: Steffen Kugler

Bild Krankenhaus: Holger Talinski

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