Kleiderkammer – lokal und nah

So, die blaue Hose hab ich noch nie gerne angehabt. Die sitzt irgendwie nicht richtig. Das longsleeve mit den Punkten – auch nicht mehr mein Fall. Der Sommer steht vor der Tür und ich miste mal meinen Kleiderschrank aus. Nur wohin mit all den Dingen, jetzt, wo ich mich endlich trennen kann..? diese großen Container für ganze Säcke an Kleiderspenden sind mir nicht so ganz geheuer. Wer weiß, wo meine Klamotten dann landen…

Ein Freund hat mir erzählt, wie er in Afrika einen Mann im Leoparden-Karnevalskostüm in einer Kirche gesehen hatte. Der trug statt der typischen Kleidung seiner Heimat alte Karnevals-Klamotten aus Köln oder Düsseldorf. Das finde ich total strange. In Afrika wird fast keine Kleidung mehr hergestellt, weil Billigware aus Europa den Markt kaputt gemacht hat. Alles ganz schön kompliziert. Wenn ich spenden will, will ich ja helfen. Und das muss doch auch vor Ort gehen.

Also klick ich mich mal durchs Internet. Aah, es gibt auch ein paar lokale Kleiderkammern. Viele Städte haben mittlerweile ein Sozialkaufhaus oder ne kleine Kleiderkammer in nem Pfarrheim oder Jugendtreff und freuen sich über Kleiderspenden. Dann bring ich da meine Tasche mit Klamotten nun hin. Die alte Dame, die dort ehrenamtlich arbeitet, freut sich wie Bolle, dass da ne junge Frau vorbei kommt. Scheinbar suchen besonders viele Frauen für ihre Kinder im Teeniealter hier nach Klamotten. Das heißt dann ja auch, dass meine Kleidung in der Stadt bleibt. Ich freu mich voll darüber und bin tierisch gespannt, ob ich bald ein Mädel mit meinem Punkte-Longsleeve an mir vorbei laufen sehe! Das fänd ich nicht strange – das fänd ich schön!

Rike Bartmann, Münster