Der innere Kritiker

"Findest Du Deine Bilder plötzlich auch alle total hässlich?" meine Freundin schaut mich mit einem leicht panischen Blick an. "Ja....aber ich glaube, das ist normal, zwei Tage vor der Ausstellung!" beruhige ich. Naja, ich versuche es und ich glaube, das hat jetzt nicht wirklich geklappt. "Und wenn keiner kommt?"

"Dann trinken wir den ganzen Sekt alleine!" schlage ich vor. Was Besseres fällt mir leider nicht ein, denn ehrlich gesagt, plagen mich dieselben Fragen und Zweifel.

Am Anfang war die Idee mit der eigenen Vernissage noch ganz aufregend. Aber je näher der Termin kommt, desto lauter wird die Stimme in meinem Kopf, die versuchte mir das Ganze noch auszureden:

"Wer soll sich schon für Deine Bilder interessieren? Geschweige denn kaufen? Das ist doch nix Besonderes! Jeder Zweite malt in seiner Freizeit. Wenn da jeder direkt ne Vernissage machen würde...." Der innere Kritiker in mir hat mal wieder voll das Sagen.

In diesen Momenten wünsche ich mir eine Portion mehr Selbstvertrauen, so eine "Ist mir doch egal, ich mach das jetzt und es wird schon klappen"-Einstellung. Oder besser noch: Ich wünsch mir neben meinem inneren Kritiker auch eine innere Bestärkerin.Die könnte zum Beispiel sagen: „Und siehe, es ist sehr gut“ – das sagt auch Gott am Ende jeden Tages der Schöpfung. Finde ich total klasse – dass in der Schöpfung jetzt nicht alles optimal ist, für so ne Einschätzung gäb’ es genug Gründe. Und daher ist dieses „Siehe, es ist sehr gut“ umso wichtiger, weil es den Blick darauf lenkt was alles möglich ist: das Gute und Schöne.

Ich glaube, vielen würde so eine Einstellung hin und wieder gut tun. Wie viele gute Ideen wurden wohl schon nicht umgesetzt, weil der innere Kritiker Oberhand hatte?

Stellt Euch mal vor, wie viel Großes, Gutes und Schönes da draußen noch auf uns wartet, wenn es nur ein wenig mehr bestärkt wird?

Katrin Achterfeldt, Düsseldorf

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