Accessoires

Der Zug steht im Bahnhof und fährt einfach nicht weiter. Genervt gucke ich raus: Ich will auf die Gleisanzeige sehen, aber außer Bahnsteig, Menschen und Müll ist nichts zu erkennen. Dafür zwei Tauben. Tippel Tippel Tippel über den Bahnsteig. Köpfchen vor und zurück, bei jedem Schritt. Das sieht aus! Mir fällt ein, was Marc neulich gesagt hat: „Die Tauben in den Städten wären soviel beliebter, wenn sie alle unterschiedliche Hüte aufhätten!“ Manchmal hat er so verrückte Ideen. „Die eine eine Charly Chaplinmütze, der andere eine Baskenmütze, wieder andere einen Sommerhut oder sowas royal – extravagantes wie Herzogin Kate.“ Tippel-Kopf vor, Tippel-Kopf zurück und das alles mit diesem grandiosen Kopfschmuck. Bei der Vorstellung würde man sich nicht mehr ärgern, sondern einfach lächeln.

Mach ich mit Menschen übrigens auch manchmal so. Wenn mir einer unfreundlich kommt, setz ich ihm in Gedanken einfach eine rote dicke Clownsnase auf. Oder wenn ich bei anderen einfach nicht verstehe, wie man sich so verhalten kann. Dann ziehe ich ihnen in Gedanken ein T-Shirt über mit dem Aufdruck: Von Gott geliebt. Ist manchmal mühsam, funktioniert aber. Weil mir das klar macht: Guck lieber noch mal hin, auch dieser Mensch hat ein Herz, auch wenn man es gerade nicht sieht. Sich nur über einander zu ärgern, bringt auf Dauer gar nichts. Klingt verrückt, ist aber ein Schritt auf den anderen zu. Ein Schritt in die richtige Richtung.

Sprecherin: Alexa Christ