Coco der Tänzer

Auf meiner Reise durch Bali lerne ich Coco kennen. Coco ist Mitte 20 und arbeitet als Übersetzer in einem Hotel. Er erzählt mir etwas über die Sitten und Gebräuche auf der Insel und verrät mir, dass er in seiner Freizeit als Tänzer in einem der hinduistischen Tempel auftritt. Das macht er so gut, dass er in seinem Heimatdorf eine richtige Berühmtheit geworden ist. "Wenn Du dort mal vorbei kommst, dann frag einfach nach Coco dem Tänzer - dann weiß jeder Bescheid." lacht er. Dann fügt er mit ernster Miene hinzu: "Aber ich tanze nur für die Götter - nicht für Geld!" Damit meint er wohl die Aufführungen für Touristen, die in der Gegend jeden Abend stattfinden. "Not for the money!" betont er noch einmal.

Immer wieder muss ich an das Gespräch mit Coco denken. Ihm war so wichtig, dass er etwas nicht des Geldes wegen tut, sondern einfach nur so. Mit dem Tanzen will er seinen Göttern etwas Gutes tun, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten. Und ich fühle mich dabei etwas ertappt.

Christen sprechen immer von Nächstenliebe und die funktioniert doch auch nur, wenn ich nicht für jede Hilfe, die ich leiste, automatisch etwas zurück erwarte. "Geben ist seliger denn nehmen" - oder nicht?!

Ich überlege, wann ich das letzte Mal etwas getan habe ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich da echt in meinem Gedächtnis kramen muss.

Musst Du auch so lange überlegen?

Katrin Achterfeldt, Düsseldorf

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