Tamar und die biologische Uhr

Tick, tick, als Anja dreißig war, war sie im Großen und Ganzen zufrieden: Anja hatte eine gute Stelle in einem mittelgroßen Unternehmen. Tick, tick, Anja war fünfunddreißig und es häuften sich Hochzeitseinladungen von Freundinnen oder sie bekam diese zartrosa bzw. zartblauen Mails „Wir freuen uns über die Geburt von…“. Tick, tick, nur bei Anja klappte es nicht so mit den Männern: entweder er war nicht der, den sie sich als Vater ihrer Kinder wünschte oder er wollte (noch) keine Kinder. Tick, tick, mit vierzig stand Anja dann vor der Wahl: entweder sie arrangierte sich mit der Situation so, wie sie war, oder sie unternahm ernsthaft etwas in Sachen Kind, mit oder ohne dazugehörigen Mann.

Tamar, so erzählt es die Bibel, ging es ähnlich. Sie hatte geheiratet, aber aus der Ehe waren keine Kinder hervorgegangen. Und dann war ihr Mann gestorben. In der damaligen biblischen Zeit eine schwierige Lage: ohne Kinder war Tamar mittellos. Und die Zeit drängte. Also wurde sie aktiv und sie erschlich sich ihre Mutterschaft. Eine gewagte Aktion, aber es ging gut, sie gebar Zwillinge.

Tick, tick. Egal, wie frau sich entscheidet. Damals gab es viele Möglichkeiten, heute gibt es sie auch. Ob Anja sich noch für ein Kind entscheidet oder nicht, Das Wichtigste ist doch, dass wir leben können mit unseren Entscheidungen.

Sprecherin: Alexa Christ