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Kirche in 1Live | 10.01.2015 | floatend Uhr
Tinte, kein Blut
Seit vorgestern geht mir das Bild nicht mehr aus dem Kopf. Eine Schülerin in Paris. Sie hockt im Regen, einen Block auf den Knien – und schreibt immer wieder denselben Satz: „Tinte muss fließen und kein Blut.“ Ihren ganzen Block will sie vollschreiben, Zeile für Zeile. Wow.
Der Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo hat mich geschockt. Jeden Tag habe ich online-Nachrichten verfolgt, facebook rauf und runter gescrollt, mit Freunden gesprochen. Dieser Terror ist mir ganz schön auf den Leib gerückt. Aber heute, am Ende der Woche, sehe ich all die andern Bilder. Kundgebungen in Paris, London, Berlin. Die Schilder mit der Aufschrift „Je suis Charlie“ – „ich bin Charlie“. Ein gutes Gefühl. Wie alle zusammenstehen. Sich nicht unterkriegen lassen. Weder vom Terror, noch von rechten Sprücheklopfern.
Und dann all die neuen Karikaturen im Netz. Auf einem Foto sieht man irgendwas Buntes. Sieht aus wie eine Kalaschnikow. Ist aber zusammengelegt wie ein Puzzle aus Bleistift, Textmarker, Kuli, Radiergummi, Lineal. Genau: Tinte muss fließen, kein Blut. Worte müssen fallen, nicht Schüsse. Menschen müssen zusammenhalten und sich nicht wegducken. „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Auch ein Satz zum Wiederholen. Aus der Bibel. Überwinde das Böse mit Gutem? Ich glaube, es fängt schon an.
Sprecherin: Alexa Christ
