Der mag mich einfach – einfach so

Da komme ich neulich in eine Grundschule. Ein Kind, das mich über die Gemeinde kennt, wartet da auf die Lehrerin. Es sieht mich, rennt auf mich zu und … nimmt mich in den Arm.

Ja, da stand ich da. Und wurde dann einfach mal so umarmt.

Jetzt so im Nachhinein geht mir durch den Kopf: Mein Gott – wie unfassbar reich ist dieses Kind! Es sieht jemanden – also in diesem Fall mich – und für dieses Kind reicht es vollkommen aus, mich zu kennen, um mich zu mögen und in den Arm nehmen zu können.

Ich glaube, so einem Menschen, der so unvoreingenommen offen sein kann, der einfach so andere mag, einfach nur, weil es sie gibt, …

… so einem Menschen geht es doch erst mal nicht schlecht – ganz im Gegenteil!

Ja, bis dann mit den Jahren die anderen Erfahrungen kommen: Die Enttäuschungen und die Nackenschläge des Lebens, die einen dann eben vorsichtig werden lassen.

Ey, Kind – ich wünsche Dir: Behalt dir deine Offenheit!

Es ist eine so wunderbare Gabe, einfach so gerade heraus Menschen mögen zu können. Und es ist so traurig, wenn Menschen sich das aus Angst vor Enttäuschungen nicht mehr trauen. Denn wem geht es wohl besser?

Dem, der einfach so grade heraus andere mögen kann und das auch zeigt?!

Oder dem, der sich das aus Angst vor Enttäuschung einfach so eben nicht mehr traut?!

Michael Thiedig, Dortmund

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