Opa Charly

Ich hab n Auto. nen kleinen Flitzer. 21 Jahre alt, weinrot und leicht klapprig. Ich nenn ihn liebevoll Opa Charly und er ist n treuer Begleiter. Seit ich den hab - so etwa n Jahr – verleih ich den so oft ich kann. Früher hat Christoph – ein Kumpel von mir – mir immer sein Auto geliehen und ich fands unglaublich praktisch und großzügig. Und genauso will ich’s auch machen. Egal wer fragt – er kann Opa Charly leihen, für ne Stunde oder ne ganze Woche. Einzige Bedingung – nachher wieder volltanken.

Manchmal erwisch ich mich dabei, wie ich meinem Plan selber im Weg stehe. Dann ist der Gedanke „ich will großzügig sein“ plötzlich im Hintergrund und ich denke „oh je, bei Schnee will die fahren? Was, wenn da einer reinrutscht in Opa Charly?“ oder „bis nach Österreich will der fahren? Schafft das alte Auto das überhaupt?“ dann ärger ich mich echt über mich selber und all die Gedanken und Sorgen in meinem Kopf.

Ich bin der festen Überzeugung, dass Geben unglaublich wichtig ist, vielleicht sogar der wichtigste Wert für mich als Christin. Und trotzdem fällt’s mir manchmal schwer, zu geben und nicht festzuhalten, weil da doch so viele „wenn‘s“ und „aber‘s“ in mir sind. Trotzdem – wer gibt, bekommt auch tausendfach zurück, da bin ich mir ganz sicher. Na, dann schmeiß ich mal mein Herz voran - Also – ich probier’s mal weiter – will jemand Opa Charly am Wochenende mal das Meer zeigen?

Rike Bartmann, Münster

Bildrechte: Didier Baertschiger (flickr) CC BY-SA 2.0