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Kirche in 1Live | 06.08.2015 | floatend Uhr
Der rote Punkt gegen hohe Fahrtkosten
Am Bahnhof passiert das nahezu täglich. Es klimpert, dann ein Fluch! Irgendjemand steht vor dem Fahrkatenautomaten, zählt das Kleingeld, blickt panisch auf die Uhr, stellt dann fest, dass es nicht ausreicht. Blickt sich hilfesuchen um und fragt etwas peinlich berührt die umstehenden Pendler, ob sie mit ein paar Cent aushelfen können. Damit er den Zug erwischt.
Davon will am Bahnsteig aber selten jemand etwas wissen. Egal ob Mann oder Frau, ob Jung oder Alt: Wer andere Leute um ein paar Cent bittet, bekommt oft eine Abfuhr oder wird einfach ignoriert. Deshalb wurde ich an diesem Montagnachmittag am Hauptbahnhof auch so überrascht. Ein älterer Mann sagt am Fahrkartenautomat zu einer verzweifelten Frau, die den panischen “Ich habe zu wenig Kleingeld und mein Zug fährt gleich“ -Blick draufhat: „Wo müssen sie denn hin? … Ach! Ich auch! Ich nehm' sie mit!“ Er zeigt auf seine Lederjacke: „Sehen Sie? Ein roter Punkt. Alles in Ordnung!“
Ich frage neugierig: „Wie jetzt? Roter Punkt?“ Er klärt auf: „In den späten 60ern war das normal. Es war eine Idee, die von einigen Studentengruppen und evangelischen Gemeinden ausgeheckt wurde: Wer ein Ticket hat, auf dem man jemanden mitnehmen darf, steckt sich einen roten Button an. Tja, du bist wohl zu jung, um sowas zu wissen. Schade eigentlich.“
Das stimmt. Aber vielleicht kann ich auch ohne roten Punkt die verzweifelten Blicke an Fahrkartenautomaten auffangen und mit ein paar Cent aushelfen.
Sprecher: Daniel Schneider
