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Kirche in 1Live | 20.11.2015 | floatend Uhr
Barmherzigkeit: altmodisch - oder doch nicht?
Stell dir vor es schüttet wie aus Eimern, du stehst an einer Bushaltestelle ohne Schirm und frierst. Und während du so vor dich hin tropfst fährt dein Nachbar im Auto vorbei. Du siehst die Bremslichter, Rückwärtsgang. Er bleibt vor dir stehen und macht die Türe auf. Er lässt dich einsteigen. Und das obwohl du ihm wahrscheinlich mit deinen nassen Klamot-ten sein gepflegtes Auto versaust. Das ist Barmherzigkeit.
In drei Wochen, am 8. Dezember, eröffnet Papst Franziskus das „Heilige Jahr der Barmherzigkeit“. Dieses Wort „barmherzig“, das benutzt eigentlich keiner mehr. Aber es drückt etwas aus, das im Alltag gut und für manchen sogar zum Lebensretter werden kann. Zum Beispiel eben, wenn du wie so ein begossener Pudel in der Gegend stehst. Oder wenn du als armes Schwein irgendwo alleine übrig bleibst und merkst, dass du nicht zurecht-kommst. Oder auch wenn ein Land seine Grenzen für dich öffnet, wenn in deiner Heimat Krieg herrscht.
Barmherzigkeit ist wichtig für das Betriebsklima der Welt, denn sie macht alles etwas wär-mer. Wobei das aber nicht heißt, dass Barmherzigkeit kuschelig ist. Aber ich bin sicher, ohne Menschen, die noch ein bisschen Barmherzigkeit zeigen, werden unsere Beziehungen, unsere Nachbarschaften, Kollegenkreise und unsere Städte immer kälter.
Ist also vielleicht gar nicht so verkehrt, mal dieses besondere Jahr auszurufen. Oder wie Franziskus es sagt: „Das ist die Zeit der Barmherzigkeit. Es ist wichtig, dass die Gläubigen sie leben und in alle Gesellschaftsbereiche hineintragen. Vorwärts!“
Martin Kürble, Düsseldorf
