Dann halte auch die andere hin

Fünf Tage Fortbildung zum Notfallseelsorger. Schon am ersten Tag gibts blöde Sprüche in meine Richtung: „Hoffentlich passiert nix, wenn DU Dienst hast.“ Oder: „Man weiß nie, wie du das meinst, du zeigst ja gar keine Gefühle!“ Dann bin ich wohl ein schlechter Seelsorge, oder was!? Abends spreche ich mit einem Freund darüber.„Die spinnen, die fühlen sich angegriffen“, sagt der. „Weil du schon soviel gemacht hast.“ Das hilft. Ich halte durch, nie dagegen. Beiße die Zähne zusammen. Zum Schluss gibt’s eine Feedbackrunde. Und ich sage, was mich verletzt hat. Aber keiner geht darauf ein. Nur beim persönlichen Abschied sagt eine andere Seminarteilnehmerin: „Naja, du willst das ja auch nur ehrenamtlich machen.“ Das sitzt. Wie eine Ohrfeige. Mitten ins Gesicht.

Drei Jahre später steht genau diese Frau wieder vor mir. Ich habe auf einem Kongress referiert. Zum Thema Notfallseelsorge. Sie gratuliert mir zu meinem Vortrag: „Du warst ja schon damals was Besonderes. Wie du dich nicht hast verunsichern lassen. Echt stark“ Ich muss schlucken, lächle, bedanke mich und denke: „Es hat geklappt.“ Wie oft klappt es nicht und ich haue drauf, haue zurück. Obwohl ich weiß: Gewalt gegen Gewalt ist nie wirklich eine gute Lösung. Eher das, was Jesus mal gesagt hat: „Wenn dich einer auf die rechte Backe schlägt, dann halte ihm auch die andere hin.

Sprecher: Daniel Schneider