Beiträge auf: einslive
Kirche in 1Live | 31.12.2013 | floatend Uhr
Ich habe einen Traum
Ich habe einen Traum. Einen wiederkehrenden Traum. Immer geht er ungefähr so: ich bin mit dem Zug oder dem Bus unterwegs und muss demnächst umsteigen oder aussteigen, und plötzlich hält der Zug und ich schaffe es einfach nicht, mein ganzes Gepäck auszuladen, wahlweise stehe ich am Bahnhof mit 6 Koffern, aber drei weitere Koffer, gerne auch mein Fahrrad, die Transportbox mit der Katze, die Skiausrüstung, das Klavier, das ich zufällig dabei hatte oder auch der Kinderwagen samt Inhalt sind unaufhaltsam unterwegs – nächster Halt Rosenheim oder Napoli oder so. Beliebt ist auch die Variante, in der alles am Bahnhof steht und ich noch im Zug, oder die "wir halten in 30 Sekunden und ich muss alles noch in eine viel zu kleine Tasche packen“ Variante…
Hab mir sagen lassen, dass ich nicht der einzige bin, der so was träumt. Und im Netz stapeln sich kitschige Auslegungen und Traumlexika mit den tollsten Lösungsvorschlägen, die ich eigentlich alle doof finde.
Mir reicht folgender Gedanke: Es ist gut, nicht zu viel Gepäck rumzuschleppen. Gilt auf Reisen. Gilt in Träumen. Gilt im Leben. Wenn ich versuche, an allem festzuhalten und alles mitzunehmen, das mir etwas bedeutet, dann kommt mir irgendwann was abhanden, möglicherweise das Wichtigste. Wenn ich alles mitschleppe, habe ich keine Hand frei für was neues. Wenn ich nichts stehenlassen will, verpasse ich den Zug. Möglicherweise den Zug meines Lebens.
Gute Reise und gute Träume im neuen Jahr wünscht
Florian Sobetzko, Aachen Hauptbahnhof
