"Eine unangenehme Einladung"

Ich sehe sie schon von weitem. Sie ist schlampig angezogen, zu dick, ungepflegt. Ich ekele mich vor Ihr. Sie winkt mir zu. Sie kommt schnurstracks auf mich zu. Oh nein! Ich will sie nicht sehen! Sie begrüßt mich mit einer herzlichen Umarmung. „Hey“, sagt sie, „wie gehts? Ich wollte Dich gerne mal bei uns zum Essen einladen, wann könntest Du denn?“ NIE!!! höre ich meine innere Stimme laut schreien und antworte: „Gerne, vielleicht nächsten Samstagabend?“ „Ja, super“, antwortet sie begeistert. „Danke für die Einladung“, sage ich. Strahlend verabschiedet sie sich und ich ärgere mich.

Sie ist so laut, so anders, wenn sie redet, dann hört sie nicht mehr auf, erzählt immer mehrere Sachen auf einmal, ich kann kaum folgen.

Samstagabend: Wir essen und es ist ganz anders als gedacht. Der Tisch ist liebevoll gedeckt. Sie erzählt von ihrem Leben, dass sie im Moment schwer krank ist, dass sie manchmal morgens kaum aufstehen kann, ja, und dass sie sich selber manchmal auch nicht leiden kann. Ich sehe sie auf einmal in einem ganz anderen Licht, sehe ihre Schmerzen, ihre Fragen, aber auch, was für eine herzliche und großzügige Person sie ist.

Was so eine direkte Begegnung alles verändert, was sich verändern kann, wenn man sich Zeit und ein offenes Ohr füreinander nimmt. Ich glaube, so hat es Jesus auch gemacht, er hat mit vielen Leuten immer wieder gegessen, vor allen mit denen, die im Abseits standen. Ich weiß jetzt, warum er das gemacht hat und ich glaube, ich werde es jetzt auch öfter tun.

Sprecherin: Alexa Christ