Grußpostkarte

Heute ist der Tag der elektronischen Grußpostkarte. Oh Mann, das klingt so wie „heute ist der Tag des Faustkeils“. Ist doch krass, dass der Gedenktag heute so bizarr nach digitaler Steinzeit klingt. Ich mein, als ich 14,15 Jahre alt war, da waren eCard mega angesagt: der hüpfende Frosch, der singende Tannenbaum.

Mittlerweile müsste ich mein Mailpostfach lange durchwühlen, um noch mal ne echte eCard zu finden. Und dann quatschen bestimmt wieder die beiden Tassen, oder an ner Torte flackern Kerzen…

Also: eCards sind durch. Muss ich jetzt dem nachtrauern? Ok, den winkenden Bär fand ich ganz süß. Aber im Grunde ist das wie beim Faustkeil. Der hatte seine Zeit. Aber dann kam das Messer und Stahl schneidet eben besser. Wichtig ist ja, worum es geht: in dem Fall ums Schneiden, nicht um Steine.

Und worum ging es bei der eCard? Mit Leuten in Beziehung zu bleiben. Das kann man heute auf andere Arten.

Übrigens: ne Freundin verschickt jetzt im Advent jeden Tag ne Postkarte an ihre Patentante, deren Mann gestorben ist. Also ne echte Postkarte. Natürlich zeigt sie damit, dass sie an die Tante denkt. Aber die Karten gehen auf Weihnachten zu. Darum geht’s ihr: dass die Tante das mit Weihnachten nicht vergisst und worum es da geht. Der Trick ist ja: auch Weihnachten hat mit Beziehung zu tun.

Rike Bartmann, Münster