„Da sein“

Das Kind wird geboren, es schreit nicht, es atmet nicht, es stirbt. Sauerstoffmangel, es ist nichts mehr zu machen…Und dann machen die engsten Freunde…nichts: „Ich wollte nicht stören…, wenn ich dich angerufen hätte, hätte ich ja nur geweint“, wird gesagt. „Ja, verdammt nochmal“, sagt da die Mutter, „hättest Du es doch nur getan, dann hätte ich mitgeweint, das wäre gut gewesen.“ Andere sagen: „Melde dich, wenn du etwas braucht.“ Das ist freundlich, aber was ist, wenn noch nicht einmal die Kraft da ist, um sich zu melden?

Und da steht auf einmal die Nachbarin und sagt: „Sorry, Ich weiss auch nicht, ob das jetzt so richtig ist und ich hab auch irgendwie Angst, das falsche zu sagen, aber was kann ich denn jetzt gerade in dem Moment für dich tun?“ „Bleib!“, ist die direkte Antwort. Einige Minuten zusammen auch wenn es soo schwer ist. Oder diese ganz einfache sms, da steht einfach nur „Umarmung – für Dich“. Es braucht nicht viel, aber es ist viel wenn man zeigt, dass man an den anderen denkt, für ihn da ist, in schweren Zeiten.

Eines ist klar, Sätze, wie „Mensch, dir ging es aber schon besser, denk doch mal daran“ helfen leider nicht.

Trauer ist ein Prozess mit einem Wechsel aus helleren und dunklen Tagen, nie gradlinig, nie logisch, vielleicht auch nie ganz abgeschlossen. Das tote Kind bleibt immer lebendig im Gedächtnis der Mutter, der Eltern, ja, und lebendig bleibt immer auch ein Stück weit die Trauer um dieses verlorene Leben. Es ist schön, wenn wir es schaffen, sie nicht mit einem Schweigen und Verdrängen zu begleiten, sondern mit unserer eigenen Lebendigkeit.