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Kirche in 1Live | 05.01.2017 | floatend Uhr
Die Zettelbotschaft
Hektisch krame ich in meiner Handtasche rum. Hab ich auch nichts vergessen? „Du musst nicht nervös sein, der Bürgermeister ist wirklich ein netter Interviewpartner“, ruft meine Kollegin mir nach. Mist, fluche ich innerlich, ich hatte gehofft, es würde nicht so auffallen, wie aufgeregt ich bin. Ins gegenüberliegende Büro rufe ich: „Niels, bist du fertig? Wir müssen los! Ich warte unten im Foyer auf dich!“ Fünf Minuten später ist Fotograf Niels immer noch nicht da.
Die Dame am Empfang schiebt mir unauffällig eine Schale zu. („Nehmen Sie einen, ich glaube, das würde Ihnen jetzt gut tun“, sagt sie.) Verwirrt schaue ich zuerst sie an, dann die in die Schale: Darin liegen haufenweise verschiedenfarbige Zettel. Schokolade wäre mir zwar lieber, aber meine Neugier siegt und ich ziehe einen gelben heraus. Ich drehe ihn um und lese: „Sei mutig und stark! Fürchte dich nicht und habe keine Angst. Denn dein Gott ist mit dir in allem, was du tust.“ Überrascht schaue ich die Frau hinter dem Tresen an und frage mit Blick auf die Schale: „Sind da nur solche Nachrichten drin?“
Sie nickt und sagt: „Die Leute ziehen immer genau das, was sie gerade brauchen.“ Ich muss lächeln, denn ich finde das eine schöne Idee und ich muss gestehen, die Zettelbotschaft beruhigt mich tatsächlich ein bisschen. Ich lese nochmal, als Niels auf meine Schulter klopft: „Meinetwegen können wir los“, sagt er. Schnell stecke ich den Zettel ein und gehe mit großen Schritten auf die Tür zu – und es kommt mir vor, als wären sie ein bisschen sicherer als noch vor fünf Minuten.
