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Kirche in 1Live | 01.02.2017 | floatend Uhr
Fragen muss ich selber
Ich liebe meinen Stadtteil. Wenn meine Schwester auf einen Kaffee vorbeikommt, sagt sie immer: „Es ist hier bei Dir, wie in diesen Fernseh-Dokus. Nur hier ist nichts gespielt.“ Jep. So ist es. Hier ist nichts gespielt. Die Fixer und Fixerinnen hinter dem Denkmal sind echt, die Marktschreier und Marktschreierinnen oder der Obdachlose an der Bahnunterführung.
Hier wohnen viele Menschen, die im Leben nicht so viel Glück hatten wie ich, denk ich so, als ich von der SBahn-Haltestelle zu meiner Wohnung schlendere. „Junge Frau, könnten Sie uns kurz helfen?“ Ich gucke von meinem Handy auf und sehe die Frau im Rollstuhl und den hilflosen Mann vor der Treppe, die zum Schwimmbad hinaufführt. „Wir würden gerne Schwimmen gehen, aber ich krieg' den Rolli da nicht hoch.“ Also packe ich mit an. Ist nicht so leicht, wie es aussieht.
„Das ist aber lieb, dass sie geholfen haben.“ „Kein Problem, das gehört dazu.“
Die Frau seufzt: „Heute machen das ja nicht mehr viele.“ Ich schaue sie an und sage: „Kann sein. Ich habe aber AUCH das Gefühl, dass sich heute nicht mehr so viele trauen, einfach um Hilfe zu fragen. Aber wer fragt, dem wird viel eher geholfen. Wer fragt, muss zwar seine Angst vor einem „Nein“ überwinden, kann dafür aber viel mehr gewinnen. Hier und überall.“ Ihr Mann lacht: „Gut gekontert. Das nächste Mal fragen wir Sie wieder.“
