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Kirche in 1Live | 14.07.2017 | floatend Uhr
Der vergessene Arm
Beim Boxen gibt's, habe ich mir sagen lassen, eine Strategie, die heißt "der vergessene Arm". Man benutzt im Kampf so lange immer nur den einen Arm für Angriffsschläge, dass der Gegner den andern quasi vergisst. Und dann wumms, dann kommt's plötzlich von der anderen Seite. Ist nichts Neues, aber funktioniert immer wieder.
Kommt mir mit meinem Leben manchmal auch so vor. Wenn ich's auf der Arbeit gerade gut hinkriege, dann haut irgendwas in der Familie quer. Das Auto ist gerade repariert und der Wasserschaden in der Wohnung unter Kontrolle, da ist auf einmal irgendwas mit der Uni, wo ich 'ne dringende Abgabe vergessen habe und jetzt richtig Druck und so weiter.
Wollte jetzt eigentlich was über Gott rausboxen, der sich offenbar auch solche Tricks zugelegt hat. Hämmert so lange von rechts, bis ich glatt vergessen hab, dass der auch links zuschlagen kann.
Aber im Moment ist das eigentlich nochmal anders mit dem, der Alte überrascht mich immer wieder auf seine Art.
Positiv, meine ich. Also jetzt nicht, also ob hier alles nur Zuckerguss wäre, aber echt jetzt: wenn ich mir die letzte Zeit so angucke, dann war's eher so, als würde der mich ziemlich unterstützen und immer wieder aufbauen – von wegen Wegboxen. Ich stelle mir wo viele unsichere Fragen, aber er klopft mir ständig ermutigend auf die rechte Schulter, und dann wumms, umarmt er mich auch noch von links, hilft mir auf und sacht: du schaffst das.
Florian Sobetzko, Aachen
