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Kirche in 1Live | 26.07.2017 | floatend Uhr
Schöner Scheitern
Was hast Du denn da gemacht? Ich zeige auf Niklas Pflaster am Knie. „Da bin ich beim Fußball hingefallen“, erklärt mir mein Neffe. Willste mal sehen?“ Schon will Niklas das Pflaster abziehen. „Nene, lass mal.“ Niklas strahlt mich an und zeigt direkt mal seine weiteren Kriegsverletzungen: Der blaue Fleck hier, der Kratzer dort.
Wie stolz Kinder auf solche Blessuren sind, das kenn ich auch noch von mir selber. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, dass jemand sagen könnte: „Bist Du zu blöd zum Radfahren?“ Im Gegenteil, wenn jemand fragte „Oh, das hat bestimmt weh getan“, fühlte ich mich heldenhaft.
Heute laufe ich nicht mehr mit stolz geschwellter Brust und nem MickeyMaus-Pflaster herum und frage „Willste mal sehen?“ Scheitern heute, das verstecke ich lieber, das ist peinlich. Dabei ist Scheitern menschlich und vor allem: Ohne Fehler, ohne auch mal zu Scheitern, lerne ich nicht dazu. Aus einem Scheitern lerne ich vielleicht die nächste Beziehung anders zu gestalten, das nächste Projekt besser zu planen, oder auch mal um Hilfe zu bitten.
Gott weiß wie das mit dem Mensch sein so läuft: Es kann nicht alles glatt und perfekt laufen. Er hat mit mir die gleiche Nachsicht wie ich mit meinem Neffen, wenn der mal wieder ein aufgeschrammtes Knie hat. Gott sieht, dass mir mein Scheitern auch heute weh tut, mich verletzt, aber er schenkt mir seine Zuversicht, dass ich auch heute wieder aufstehe und es beim nächsten Mal bestimmt besser hinkriege.
Cornelia Schroers
Viersen
Bildrechte: Dan Germain (flickr) CC BY-SA 2.0
