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Kirche in 1Live | 17.10.2017 | floatend Uhr
Sensibelchen
Lange Zeit dachte Ellen, sie sei krank oder nicht normal. Während ihre Freunde am Wochenende ausgehen und sich die Nächte um die Ohren schlagen, strengen sie die vielen Menschen unglaublich an. Ellen sehnt sich schnell danach allein zu sein.
Überhaupt dieses Alleinsein. Ihre Mutter hatte sie schon als Kind eine Eigenbrötlerin genannt, weil sie sich nach der Schule lieber in ihrem Zimmer verkrochen hatte, als mit den anderen Kindern auf den Spielplatz zu gehen. Aber das macht Ellen nichts aus alleine zu sein. Im Gegenteil, sie merkt, wie das Alleinsein ihre Batterien wieder auflädt und sie sich danach wieder gestärkt der Außenwelt stellen kann.
Wenn sie unter Menschen ist, stehen ihre Antennen auf Dauerempfang. Ellen bekommt ganz schnell mit, wie es den Menschen in ihrer Umwelt geht, fast wie Schwingungen, die sie mit ihren hochsensiblen Antennen empfängt. Ohne, dass ihr Gegenüber es auszusprechen braucht, merkt sie, ob er traurig, wütend oder entspannt ist. Und häufig überträgt sich dieses Gefühl auch auf sie selbst. Das ist anstrengend und verunsicherte sie am Anfang. Mittlerweile hat Ellen gelernt diese Eigenschaft als eine Stärke zu erkennen. Andere Menschen beschreiben sie nämlich als besonders einfühlsam und vertrauen ihr schnell persönliche Dinge an. Heute weiß Ellen, dass sie zu den 15% aller Menschen gehört, die hochsensibel und damit äußerst empfindsam für äußere Einflüsse sind.
Vielleicht war dieser Jesus auch hochsensibel. Kann ich mir jedenfalls gut vorstellen. Seine Empathie für andere Menschen ging über das normale Maß hinaus. Jesus hat immer wieder ganz feine Antennen bewiesen, hat schnell gemerkt, wenn es jemandem schlecht ging. Und er hat sich immer mal wieder zurückgezogen. Hat Einsamkeit gesucht. Vielleicht um neue Kraft zu schöpfen und seinen Akku aufzuladen. Und er hat gezeigt, dass Sensibilität keine Schwäche ist.
Katrin Achterfeldt, Düsseldorf
