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Kirche in 1Live | 18.10.2017 | floatend Uhr
No mud, no lotus
Meine Freundin hat ein neues Tattoo! Ganz stolz streckt sie mir ihren Unterarm entgegen und präsentiert - eine Lotusblüte und sie leuchtet in den unterschiedlichsten Farben. "Wie bist Du auf diese Idee gekommen?" will ich wissen. Denn bei meiner Freundin hat irgendwie immer alles einen Hintergrund oder eine tiefere Bedeutung.
"No mud, no lotus!" verrät sie mir - und ich verstehe nur Bahnhof. Das hat sie wohl gemerkt, denn sie übersetzt mir: "Kein Schlamm, keine Lotusblüte." Ich verstehe immer noch nicht.
"Ok, ich erkläre es Dir: Lotusblüten schwimmen auf dem Wasser, ihre Wurzeln reichen tief hinab bis in den Schlamm. Sie stehen quasi mit den Füßen im Modder, erstrahlen mit ihrer Blüte aber in voller Pracht über der Wasseroberfläche."
"Und Du stehst auch mit den Füßen im Schlamm?" frage ich vorsichtig und schiele heimlich hinunter zu ihren Schuhen.
"Manchmal" meint sie nur. "Aber natürlich nur im übertragenen Sinne. Die Lotusblüte soll mich daran erinnern: Egal, wie dreckig es Dir geht, wie tief Du auch im Mist steckst - es kommen immer auch wieder bessere Zeiten. Zeiten, in denen Du wieder in voller Pracht erstrahlen wirst. Denn manchmal musst Du erst durch den tiefsten Schlamm waten, Dich richtig anstrengen, ehe es wieder besser läuft. Wenn ich heute einen schlechten Tag habe, sehe ich die Lotusblüte auf meinem Arm und denke mir: Ja, heute stehst Du vielleicht knietief im Morast, aber morgen schon erstrahle ich wieder in neuem Glanz. No mud, no lotus."
Katrin Achterfeldt, Düsseldorf
