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Kirche in 1Live | 04.10.2017 | floatend Uhr
blankziehen für den Glauben
Wer mitten in der Stadt blank zieht, muss mit einer Verurteilung wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses rechnen. Vor über 800 Jahren war das nicht anders. Da zog jemand blank, aber heute ist er ein Heiliger: Franz von Assisi. Der Sohn eines reichen Händlers aus der italienischen Stadt Assisi zog sich mitten auf dem Marktplatz komplett aus und stand völlig nackt vor der versammelten Stadtprominenz. Franz von Assisi machte damit klar: Meine Kleidung ist zwar stylisch. Mein Vater hat sie auch teuer bezahlt und ich habe sie gerne getragen.
Aber jetzt brauche ich sie nicht mehr. Ich will ab jetzt arm und einfach leben, mich um Kranke kümmern und beten. Mein Vater ist ab jetzt nur noch Gott.
Klingt radikal? Ist es auch. Und hat auch damals für großes Aufsehen gesorgt. Aber Franz von Assisi hat das durchgezogen und er fand Männer, die genauso radikal, arm und fromm leben wollten wie er. Die Jungs gibt es heute noch: Ordensmänner der Minoriten, Franziskaner und Kapuziner. Die laufen übrigens nicht nackt rum, sondern tragen eine einfache Kutte.
Franz von Assisi ist ein Heiliger und gilt als Vorbild für Christen – auch für Papst Franziskus, der sich nach ihm benannt hat. Ok, weder der Papst noch irgendjemand sonst sollte das Blankziehen als Vorbild nehmen. Aber: Etwas radikaler, entschlossener und glaubhafter auftreten könnten Christinnen und Christen auch heute auf den Marktplätzen des Sektors.
Daniel Gewand, Münster
