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Kirche in 1Live | 14.02.2018 | floatend Uhr
Aschermittwoch
Letzten Donnerstag hat er wieder bei mir geklingelt.
Donnerstags fährt Gott nämlich immer in die Stadt zum Einkaufen.
Und dann macht er einen Zwischenstopp.
Wir trinken eine Tasse Kaffee und reden über ihn, mich und die Welt.
„Was ist denn mit dir passiert?“, fragt Gott, als ich ihm die Tür aufmache. „Du bist ja ganz grau und staubig im Gesicht.“
„Ääähm“, stottere ich. „Ich habe gerade versucht, die Glut im Ofen anzufachen. Das muss beim Pusten passiert sein.“ Schnell drehe ich mich zur Seite und betrachte die Bescherung im Wandspiegel.
Gott schmunzelt. „Das mit dem Aschermittwoch war aber irgendwie anders gemeint.“
„Na ja“, sage ich, „auf jeden Fall bin ich froh, dass du gerade geklingelt hast und nicht mein Vater. Der hätte nämlich jetzt sein Stofftaschentuch aus der Hosentasche gezogen, draufgespuckt und dann in seiner typischen Ungeduld versucht, mein Gesicht abzuwischen. Macht der immer noch so …“
Gott zwinkert mir zu. „Väter und Söhne ... Das ist ein Kapitel für sich.“
Nachdenklich betrachte ich weiter mein eigenes Spiegelbild. „Mal abgesehen von dem Taschentuch ... Ich entdecke über die Jahre immer mehr Schrulligkeiten an mir, die ich 1:1 von meinem Vater übernommen habe. Und dabei wollte ich doch so vieles anders machen.“
„Womit wir doch wieder beim Aschermittwoch wären“, antwortet Gott.
„Wieso beim Aschermittwoch?“
„Vergeben können! Darum geht es doch. Du dir selbst. Ich dir, wo du es nicht kannst. Und natürlich auch du deinem Vater, wo er ruhig mehr Geduld, dafür aber weniger Spucke hätte haben sollen ... Im Übrigen warte ich jetzt ganz ungeduldig auf ne leckere Tasse Kaffee.“
Sprecher: Daniel Schneider
