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Kirche in 1Live | 16.02.2018 | floatend Uhr
"Gesegnet"
Endlich am Hauptbahnhof angekommen! Ich atme tief durch; Prüfung geschafft! Ich gehe zum Gleis, gleich kommt mein Zug, ab nach Hause. Ich kaufe mir noch schnell ein Brötchen, jetzt schmeckt es wieder.
Als ich am Gleis bin, sehe ich, wie sie langsam auf mich zukommt. Sie ist klein, schlecht gekleidet, ungepflegt. Sie geht gebückt. Ich merke, wie sie mich anschaut, wie sie entschlossen ist, auf mich zuzukommen. Da ist sie und schaut mir direkt in die Augen: „Hätten Sie etwas Geld für mich, ich lebe auf der Straße?“ Ihr Blick trifft mich, er ist stark, ihre Stimme ist dunkel und ernst. „Ja… natürlich“, sage ich unsicher und gebe ihr Geld. Wenn ich heute Glück hatte, dann soll sie es auch haben. Sie kommt näher und sagt mit fester Stimme: „Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, dass Gott sie segnet, er schenke Ihnen vor allen Dingen Gesundheit und Freude im Leben. Und er bewahre sie vor dem, was ich erleben musste. Noch eine gute Reise, Gott segne und beschütze sie.“ Ich bin beeindruckt, sage noch schnell: „Danke, das wünsche ich Ihnen auch“, doch da ist sie schon weg. Ich spüre noch lange die Kraft ihres Blickes und ihrer Worte. Mir wird ganz warm ums Herz.
Sie hat es ernst gemeint, sie hat mich gesegnet, die, die mir so schwach und hilfsbedürftig erschien. Ich steige in meinen Zug, das, was ich da erlebt habe, ist mehr wert, als diese Prüfung, denke ich. Diese Person hat mir von ganzem Herzen das Gute gewünscht und mich daran erinnert, dass ich niemals alleine bin, was für eine Begegnung, was für ein Geschenk mitten im Hauptbahnhof.
Sprecher: Daniel Schneider
