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Kirche in 1Live | 21.04.2018 | floatend Uhr
Algorithmen
Gesprächen weiche ich gerne mithilfe meines Smartphones aus.
Ich will mich nicht mit der alten Frau in der Bahn unterhalten, die sich neben mich setzt obwohl noch überall Plätze frei sind. Man ja denkt immer, „Oh, da kommen bestimmt interessante Gespräche und Lebensweisheiten bei rum!“ Aber dann ist es doch nur „Das Wetter ist so unbeständig!“ und „Seit 1984 tun mir die Füße weh.“Und am Ende kommt das unweigerliche „Sie sind ein sehr höflicher junger Mann, nicht wie diese Türkenjungen!“ Und auf so einen braunen Dreck hab ich keine Lust.
Also nein danke alte Lady! Nimm das! Kopfhörer und Facebookfeed!Denn genau für solche Gelegenheiten habe ich meine Timeline trainiert. Sie ist perfekt auf meine Bedürfnisse angepasst. Ich habe obskure, strange, wahnwitzig bescheuerte Meme-Seiten geliked und sämtliche Seiten gesperrt, auf denen irgendwelche Sozialversager ihre Freunde verlinken.
Jetzt gibt's nur noch 2 Sachen in meinem Feed: dank Memes und willkürliche Werbung. Das ist mein zweites Steckenpferd. Wenn Facebook Geld mit meinen Daten macht, kriegen sie auch nur nutzlose Dreckdaten von mir. Ich google Goldfischgläser und kriege eine Woche lang nur noch Werbung für passionierte Goldfischbesitzer angezeigt. Oder Luxusautos. Quasi mittelloser Student interessiert sich für Jaguars? Nimm das Algorithmus.
Ich finde die Zukunft in der wir leben gar nicht schlimm. Man muss die Maschinen nur für sich arbeiten lassen, anstatt andersherum.
Freddie Brumm, Düsseldorf
